| [GAA, Bd. IV, S. 208] und der verzweifelte Dolchstoß am Ende, sonst ein weibliches Geschöpf, wie man davon zu tausenden findet. Shakspeare hatte Recht, wenn er einmal auch eine Person von der Art darstellen wollte, indem einem Dichter die Darstellung jedes 5Lebensbildes erlaubt ist, so lang er dabei unbefangen bleibt. Seine Julia soll aber mehr als dergleichen seyn, wie das die Anlage und Ausführung seines Trauerspiels verräth, und ist's nicht. Außer Albernheit, Sinnlichkeit und gewöhnlicher Todesfurcht, möchte man schwerlich etwas Besondres 10oder Tüchtiges an ihr finden. — Romeo ist von Haus aus ein vollkommner Narr. Erst liebt er Rosalinde, dann Julia, dann läuft er vor Tybalt fort, dann bereut er seine Feigheit und kehrt zurück und schließt mit einem von Wortspielen begleiteten voreiligen Selbstmord. Er findet die Lippen der 15Gattin noch lebensfrisch. Welcher Liebende hätte da nicht gehofft, oder doch gewartet ob sie sich öffnen oder erbleichen würden? Er macht's kürzer ab, weil ihn der Poet wegräumen mußte. Liebe kommt sacht. Sie ist ein stilles, aber stets weiter 20schleichendes Gift, und umklammert zuletzt. Shakspeare hat sie schwerlich recht gekannt, indem er sehr früh (er war 19 Jahr alt) eine ältliche Frau heirathen mußte, darüber in Mißmuth und Plackereien gerieth. Blicke, heimliches Einverständniß, Händedruck, und was die unbedeutenden Dinge 25sind, mit denen man auf Erden den Himmel der Liebe zu erangeln wähnt, fehlen in seinem Drama. Kein Funke Gefühls, nur Sinnlichkeit ist darin. Endlich. Vater Lorenzo berichtet auch auf unserem Theater am Ende des Stücks dessen Inhalt noch einmal des Weiten 30und Breiten. Warum? Der Zuschauer kannte die Sache, hatte sie eben gesehen, und gähnte bei dem nutzlosen Index. Es war so Manches zweckmäßig gestrichen, dieses konnte man auch weglassen.Grabbe. 31. Betrachtungen. Wird aus Spiel Wahrheit? Hat die Reise auf unsere Kosten zwei Männer, welche gut darin spielten, verführt auf ihre |
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