Nr. 33, siehe GAA, Bd. V, S. 25 | 03. Juli 1820 | | Adolph Henrich Grabbe (Detmold) an Christian Dietrich Grabbe (Detmold) | Brief | | | | Vorangehend: | Nachfolgend: |
| 25 5te Brief Lieber Christian! Deine Briefe vom 18ten u. 25ten Juni haben wir, daß Du gesund bist, zur größten Freude erhalten, Wir sind bis dato noch gesund, u. es gehet alles im Zuchthause gut. 30 Die Neuigkeiten sind jetzt, daß Morgen d. 3ten d. die Fürstinn Paulina die Regierung abtritt, wo alle die Behörden in Detmold um ½12 Uhr auf dem Schloß versammelt sein müssen, wo von der Fürstinn Paulina die Regierung an Ihren Sohn ubergeben wird. u. so wird dieselbe, der sage nach 35Sachse p. Du glaubst der p Clostermeier wäre wol böse auf Dich, darinn irrst Du Dich sehr, er hat sich über Deinen Brief gefreuet, bedauert aber daß Du einen so breiten Rand u. weit geschrieben u. feineres Papier, wegen Porto hättest nehmen [GAA, Bd. V, S. 26] müssen ich antwortete, darinn würde von Dir die Höflichkeit bezeugt, da fieng er an zu lächeln, dieses nahme er gerne an wäre aber nicht nöthig, er will Dir wieder antworten u. thut dicke daß Du so mit Leipzig u. den Umgebungen zu frieden 5bist. Ich haben Deinen Brief Deiner Mutter vorgelesen. Der alte Cammerrath Stein ist heute gestorben. Emmighausen kömmt künftigen Michaeli nach Halle wo er noch ein halbes Jahr Studiren soll. Coelln will Dir auf Michaeli bei seiner Durchreise nach Breßlau in Leipzig besuchen. 10Der Junge Althof hat in Jena bei seinem Professor wo er Collegia hört gespeißt. Der Fiskal Althof ist krank u. ist /: im Vertrauen gesagt :/ wegen einer ansehnlichen Summe Geldes, die er wol nicht wird anschaffen können, verklagt, u. der Secr. Knoch den Proceß gegen ihm führt. Der Rath 15Antze hat das neue Haus gekauft. Daß Du auf Michaeli ein neues Quartier meßfrei halbjährig mit 15 rthlrn. beziehst, ist uns lieb u. Deiner Mutter noch lieber daß Du eine Portion Kaffe für 1 ggr. 2 pf. erhältst, da kannst Du nichts von sagen, Deine Mutter weiß recht gut 20daß Du mit dem häußlichen Werken so recht nicht umgehen kannst. Meister ziehet auch auf Michaeli in ein andres Quartier, u. wie mir sein Vater sagt, klagt er über das Essen in Göttingen. Meister ist jetzt bei ziller seiner Frauen Schwester, da wäre es besser. Du hast recht, daß die Schinken auf der 25Post zu theuer kommen, auf Michaeli sollst Du sie haben, wenn die Meßfuhrleute kommen. Wenn Du den noch andere Sachen haben willst, kannst Du unter Zeit noch schreiben Z. B. Bette p. Du mußt mir aber zeitig Deinen neuen Hauswirth bekanntmachen. Die Landständische Verfassung habe ich schon 30u. soll, wie auch das Buch, worinn die Feierlichkeiten des Einzugs des Fürsten, worauf ich pränumerirt habe, erfolgen. Deine Wäsche ist nicht zu theuer. Deiner Mutter freuet es sehr daß Du in der Kirche gewesen bist, geh oft hinein. Dein Geld soll auf der Post erfolgen, aber Du mußt erst schreiben. 35Rechnung kannst Du ablegen u. es ist recht besonders für Dich daß Du mit Rechnungen bekannt wirst. Du hast im Ganzen 194 rthlr. nämlich das Gold in Münze verwandelt, erhalten. Für die Reise konnte ich ja nicht extra bestimmen. Den Fackelnzug am 7ten v. M. haben wir ganz ausführlich 40in den Frankfurter Zeitungen gehabt. Glaub mir Deine Mutter war voller Freuden, den Dein Brief u. Zeitungen kamen zu [GAA, Bd. V, S. 27] gleich, sie weinte u. hat es wol 3—4 mal gelesen. In Paris sind die Studenten unruhig, ich bitte Dich nim Dich für alles in Acht, Dein Wirkungskreis bleibt Dir gewiß offen, nachdem Deine Studien vollendet sind. Der Superintendtend läßt Dir 5grüßen, u. fragte in der Allee nach Deinem Befinden, der Legationsrath Preuß begegnete mir mit Deiner Mutter vor ein Paar Abenden in Allee u. läßt Dir alle das Gute sagen. Dresel hat vor einigen Tagen mir in Allee angeredet u. that ihm leid daß er nicht gewußt hätte, daß Du nach Leipzig 10giengest, der spricht grade von Leipzig wie der Archivrath u. sagte, wenn er einen Bruder oder Verwandten hätte, so sollte er nirgend anders Studiren wie in Leipzig u. sagte „wer Leipzig gesehen, hat die ganze Welt gesehen“; so eine Vorliebe hat der für Leipzig. 15 Detmold den 3ten Juli 1820 |
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