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Nr. 482, siehe GAA, Bd. VI, S. 102thumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Frankfurt a. M.) an Karl Leberecht Immermann (Düsseldorf)
Brief

                    Handschrift Hochgeehrter Freund!

  Ich komme. Binnen wenigen Tagen bin ich da. Meine Menschenkenntniß
betrog mich nicht. Ich hielt Sie für ernst, fest
und treu, nach Ihren Werken, nach Ihrem Gesicht. Hinter
5solchen Mauern wohnt grade der Edelsinn. Mit dem Stübchen
und 6—7 Thaler monatlich bin ich zufrieden. Nein, ich bin
mehr als das, ich bin erfreut, und da entstehen jedesmal neue
Ideen bei mir, fast Blumen unter'm Maischauer. Nämlich: Sie,
Uechtriz und ich, sollten wir nicht nach Art der alten Engländer
10und der neuen Franzosen (Shakspeare und Johnson,
Fletcher und Beaumont, Scribe und Consorten) gemeinschaftlich
eine Comödie, oder gar Tragödie bilden können, worin
jeder seine Partien und Charactere ausmalte, jedoch unter der
Bedingung uns wechselseitig zu critisiren und auszubessern?
15Dieses Triumvirat würde gefallen, auch von Verlegern und
Handschrift vom Theater belohnt werden. — Dem Ernsten, was jeder für
sich behalten will, oder eben so dem Komischen (was auch oft
eine Maske, wohinter ein trauriges Gesicht steckt, ist) schadet's
nicht. Es wird in der Stille desto [bes]ser ausgearbeitet, um
20zum Wetteifer mit dem Gemeinschaftlichen verglichen zu
werden.

  Der Gr. Platen, Hochgeboren, haben mich auch angezapft,
oder ich müßte mich sehr irren, wenn er in der jämmerlichen
Ihrer und meiner Art nachgearbeiteten Liga von Cambray
25nicht bei den auf einmal vorwärts gehenden „Krabben“ meiner
gedacht. Sie hätten ihm auch nicht antworten sollen, der Verseschmidt
ist's nicht werth, jedoch sind Sie gerechtfertigt in
dem Sonnett worin Preußens Leiden, Fahnen und Siege rollen.
Da ist der Aerger ein Keim der besten Poesie geworden.

30  Handschrift Der Buchhändler Schreiner wird wohl mit meinem Hannibal
zufrieden seyn. Ich kann ihm denselben aber nicht überschicken,
weil ich keine Zeit habe, ihn abschreiben zu lassen. Ich bringe
ihn mit. Schlecht muß er nicht seyn, quia mir 2 Scenen daraus
gestohlen sind, und man stiehlt doch keine Kröten, sondern
35eher Gold.

Frankfurt am Main,

  28 Nov. 1834.                              Ihr
                              Grabbe.

[Adresse:] Handschrift Sr Wohlgeboren dem Herrn Oberlandesgerichtsrath
40K. Immermann in Düsseldorf. Frei.

[GAA, Bd. VI, S. 103]

 

 

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1812Adolph Henrich Grabbe 
1814Adolph Henrich Grabbe 
1815Adolph Henrich Grabbe Nr. 7, 28. Februar 1815
1817Adolph Henrich Grabbe Nr. 15, 06. August 1817
1818Adolph Henrich Grabbe Nr. 16, 01. Februar 1818 — Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 18, 07. Februar 1818 — Fürstin Paulina zur Lippe Nr. 17, 07. Februar 1818
1819Adolph Henrich Grabbe Nr. 26, 04. May 1819
1820Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 28, 01. April 1820
1824Fürstlich Lippische Regierung Nr. 83, 17. Februar 1824
1826Christian von Meien  — Fürstlich Lippische Regierung  — Christian Gottlieb Clostermeier 
1827Georg Ferdinand Kettembeil Nr. 120, 28. April 1827
1828Fürstlich Lippisches Militärgericht  — Christian von Meien Nr. 145, 09. Januar 1828
1829Christian von Meien Nr. 251, 22. Dezember 1829
1831Wilhelm Christian Ludwig Stedtfeld Nr. 303, 10. May 1831 — Fürstlich Lippische Regierung Nr. 307, 17. May 1831 — Freimeister F. Brauns Nr. 308, 24. May 1831
1833Catharine Sagel Nr. 381, 25. März 1833 — Magistrat Nr. 393, 30. May 1833 — Henriette Kehde Nr. 401, 25. Juni 1833 — Fürstlich Lippische Regierung  — Friedrich Althof Nr. 408, 12. Juli 1833 — Wilhelm Piderit Nr. 412, 10. Oktober 1833 — Ludwig Rötteken Nr. 414, 14. Oktober 1833
1834Wilhelm Arnold Eschenburg  — Obristleutnant Friedrich Adolph Böger  — Christian von Meien  — Fürstlich Lippische Regierung  — Karl Friedrich Simon Groskopf Nr. 456, 28. April 1834 — Heinrich Christian Albrecht Clemen Nr. 489, 13. Dezember 1834
1835Carl Georg Schreiner  — Karl Leberecht Immermann  — Louise Christiane Grabbe 
1836Jakob Stang  — Karl Leberecht Immermann Nr. 682, 17. Februar 1836 — Louise Christiane Grabbe 
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