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Nr. 500, siehe GAA, Bd. VI, S. 132thumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Düsseldorf) an Moritz Leopold Petri (Detmold)
Brief

        Handschrift Lieber Petri.

Du antwortest nicht? Laß mich nicht länger warten, u.
besorg's mit den 100 rthlrn. so wie ich gebeten. Mein Aschenbrödel
ist ganz umgearbeitet und geht zum Abdruck. Hannibal
5ist auch fast fertig, und Carthagos Flammen spiegeln sich
in Scipios Brustharnisch. Nur — — nirgend, weder in Frankf.
noch hier kann ich Plutarchs Hannibal treffen, was mir unendlich,
ja schrecklich weh ist. Er befindet sich in der französischen
Uebersetzung auf der Detmolder Bibliothek — schaff'
10ihn mir daher umgehends, ein Buchbinder kann die
Bogen ausnehmen, oder schaff' ihn mir lateinisch, aus
Xylanders Ausgabe, die Moebius hat, oder deutsch, wovon
auch Schierenberg, den ich herzlich grüße, vielleicht etwas
aufspürt. Ich hafte auf Ehre für umgehende und prompte
15Rücksendung. Hann. wird das Beste, was ich geschrieben —
fehlt mir Plutarch, verliert er leicht etwas. Ich hatte ihn von
der Bibliothk, meine Frau wird ihn zurückgeschickt haben.
Sonst ist er noch in meinem Hause. — Immermann behandelt
mich ehrenvoll, und, was noch mehr, sorgsam. Hilf, hilf mir
20zum Hannibal, jede Auslage besorg' ich, auch schreib mir,
was ich Dir für meine Mutter schicken muß. Mein Buchhändler
gibt's mir. Bitte, bitte umgehends die Bogen über
Hannibal aus Plutarch — das ganze Exemplar kostete
zu viel Porto, und ich muß ihn fertig
25haben, eh' ich dem Buchhändler Handschrift gar das Porto grad
wieder abfodern möchte. Werd' ich sonst bei Euch verläumdet,
so glaub' Du: ich hatte und habe Fehler, aber bei Gott,
ich würde nicht alles verlassen haben, wär' ich nicht meiner
Gesundheit wegen dazu genöthigt. — Hauptm. Runnenberg
30wird Dich, falls es Dich interessirt auch meinen Brief an ihn
lesen lassen, eben so wie meine Mutter den, den sie bekommt.
Ich schreibe auch an der Hermannsschlacht, und hoffe sie soll
frisch seyn, wie Lippe's Wald. Unser Queerweg von Hartröhren
zum Kreutzkrug keimt auch darin.Dein
Adresse: Auditeur Grabbe,    Grabbe.
in Düsseldorf, Ritterstraße,    
n. 70, 1 Treppe hoch, bei    
Witwe Andries wohnhaft.    

                Am II. Dreikönigstag 1835.

[GAA, Bd. VI, S. 132a]

 


Vorderseite
Blatt aus der Handschrift der mittleren Fassung des „Hannibal“, die wir
nur lückenhaft besitzen (siehe Band 3, S. 7—81 und S. 387—470). Der
Text gehört in die Lücke auf S. 66 des Bandes und schließt sich unmittelbar
an Gisgons Wort „Nur?“ (Z. 23) an. Das Original befindet sich im Besitz
der Lippischen Landesbibliothek, Detmold, Grabbe-Archiv.

[GAA, Bd. VI, S. 132b]

 


Rückseite

[GAA, Bd. VI, S. 133]

 


/ Nur die Bogen über
/ Hannibal, den ganzen Plu/
tarch sonst gar nicht, lassen
/ sie sich nicht austrennen und
5wieder einsetzen; ich entdeck'
/ ihn doch wohl dann in Cöln,
/ nicht dem lagischen, son/
dern dem mit der Dombiblio/
thek, 2 Stationen von hier.
10                    P. S.

  Daß Immermann mich honorig behandelt und ich guten
Umgang habe, kannst Du an der Einlage von Immermann
sehen, welche er mir gestern den 11. Jan. schickte. Du kannst
sie zeigen, wirf sie aber nicht weg, und behalt sie für mich.
1512 Jan. 1835.Dein

                                
Verwechsle nur die Gräfin von Ahlefeldt nicht mit

Fräulein Charl. von Ahlefeldt, einer bettelnden Schriftstellerin,
was mir fast schlimm zu Statt gekommen wäre.

20[Beilage.]

  Handschrift Ich schlage Ihnen vor, heute Mittag mit mir bei der Gräfin
Ahlefeldt, der Besitzerin des Guts, wo ich wohne, zu speisen.
Sie hat mit Vergnügen Ihre Schriften gelesen, und Ihre Bekanntschaft
wird ihr, wie sie mir gesagt hat, angenehm seyn.

25  Da Sie größere Gesellschaft nicht lieben, so werden Sie
niemand finden, als die Gräfin und mich. Sie brauchen sich
daher nicht zu scheuen, und ich wünsche, daß Sie kommen,
da es Ihnen nicht gut ist, immer allein ohne Berührung mit
Menschen, auf Ihrer Stube zu sitzen.

30  Um zwei Uhr werde ich vorgefahren kommen, um Sie
abzuholen.
  Sonntags.    Immermann.
[11. Januar 1835.]    

[GAA, Bd. VI, S. 134]

 

 

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1814Adolph Henrich Grabbe 
1815Adolph Henrich Grabbe Nr. 7, 28. Februar 1815
1817Adolph Henrich Grabbe Nr. 15, 06. August 1817
1818Adolph Henrich Grabbe Nr. 16, 01. Februar 1818 — Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 18, 07. Februar 1818 — Fürstin Paulina zur Lippe Nr. 17, 07. Februar 1818
1819Adolph Henrich Grabbe Nr. 26, 04. May 1819
1820Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 28, 01. April 1820
1824Fürstlich Lippische Regierung Nr. 83, 17. Februar 1824
1826Christian Gottlieb Clostermeier  — Christian von Meien  — Fürstlich Lippische Regierung 
1827Georg Ferdinand Kettembeil Nr. 120, 28. April 1827
1828Christian von Meien Nr. 145, 09. Januar 1828 — Fürstlich Lippisches Militärgericht 
1829Christian von Meien Nr. 251, 22. Dezember 1829
1831Wilhelm Christian Ludwig Stedtfeld Nr. 303, 10. May 1831 — Fürstlich Lippische Regierung Nr. 307, 17. May 1831 — Freimeister F. Brauns Nr. 308, 24. May 1831
1833Catharine Sagel Nr. 381, 25. März 1833 — Magistrat Nr. 393, 30. May 1833 — Henriette Kehde Nr. 401, 25. Juni 1833 — Fürstlich Lippische Regierung  — Friedrich Althof Nr. 408, 12. Juli 1833 — Wilhelm Piderit Nr. 412, 10. Oktober 1833 — Ludwig Rötteken Nr. 414, 14. Oktober 1833
1834Obristleutnant Friedrich Adolph Böger  — Wilhelm Arnold Eschenburg  — Christian von Meien  — Fürstlich Lippische Regierung  — Karl Friedrich Simon Groskopf Nr. 456, 28. April 1834 — Heinrich Christian Albrecht Clemen Nr. 489, 13. Dezember 1834
1835Karl Leberecht Immermann  — Carl Georg Schreiner  — Louise Christiane Grabbe 
1836Jakob Stang  — Louise Christiane Grabbe  — Karl Leberecht Immermann Nr. 682, 17. Februar 1836
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