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Nr. 63, siehe GAA, Bd. V, S. 71thumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Dresden) an Adolph Henrich Grabbe, Dorothea Grabbe (Detmold)
Brief


  [Anfangsbogen fehlt] Handschrift seyn, wenn nur die facon gut ist;
meine jetzigen Röcke kann ich nicht in vornehmen Gesellschaften
gebrauchen und der Frack ist so schlecht, daß ich ihn
verkaufen sollte; hier käme die ganze Geschichte zu theuer,
25aber das Geld will ich Euch in wenigen Wochen ersetzen. —

  Die Regie im Theater ist derjenige Theil des Theaterdirectionsamts,
welcher die Beurtheilung und Aufsicht der zu
gebenden Stücke, die Bildung der jungen Schauspieler ect unter
sich hat; übrigens kommt es noch sehr darauf an, ob ich
30wirklich in einen solchen Posten eintrete, da mir wenigstens
auf eine ziemliche Zeit mein Lebensunterhalt gesichert ist —
Ihr könnt denken, daß ich doch etwas werth seyn muß, da mir
die Leute Unterhalt geben, ohne daß Handschrift ich einen Finger rühre. —
In Berlin habe ich eben so treue Freunde wie in Leipzig und
35ich erhalte von ihnen täglich Briefe. — Mit meinem Landsmanne,
Althof, werde ich schwerlich etwas anfangen können.
— Unser Garten ist noch frei! Das ist herrlich! — Hier in
Dresden, wo ich nun wenigstens einige Jahre bleibe, ist die
schönste Gegend, welche ich jemals gesehen habe; — die Elbe,

[GAA, Bd. V, S. 72]

 


ferne Berge, Fruchtfelder und Weinhügel sieht man überall. —
Seyd glücklich, denn ich bin es auch, — ich habe mein Auskommen,
— denkt, denkt an mich, — es kann sehr leicht seyn,
daß ich Euch künftigen Sommer besuche, jetzt geht es noch
5nicht. — Meine Adresse: an Herrn Grabbe in Dresden, große
Schießgasse, nro 719, 1 Treppe. (Den stud. jur. könnt Ihr
weglassen.)

                    Stets Euer treuer Sohn
                                

10  [Dresden, April 1823.]

 


63.

H: 1 Bl. in 40; 2 S.
F: GrA
T: WBl IV, 351—52, als Nr 16.
D: WGr IV 171—78, als Nr 22.
  Der Brief ist stellenweise flüchtig geschrieben.

S. 71, Z. 32: doch] doh H

[Bd. b5, S. 458]

 


S. 71, Z. 36: schwerlich] schwelih H
S. 71, Z. 37: noch] noh H

S. 71, Z. 35 f.: Mit meinem Landsmanne, Althof: Dem im Briefe
des Vaters vom 28. März erwähnten Leibarzt; siehe die Anm. zu
Verweis zum Kommentar S. 70, Z. 6.