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Nr. 649, siehe GAA, Bd. VI, S. 277thumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Düsseldorf) an Carl Georg Schreiner (Düsseldorf)
Brief


  Handschrift Eleg. p. 547. Nichts soll näher seyn als Liebe und Gleichgültigkeit.
Diese dummen Bengel-Aphorismen. Liebe du erst,
Bengel, und dann steig bergunter. 551 Wird die „süße Schweigelust
15“ besungen. Hätte der Kerl doch selbst geschwiegen.
p. 560. Ei ei, Johanna, wieder gedruckt! Wir kennen Dir!

  Meine Frau stimmt in Einem mit mir überein, nämlich in
diesem Liede, das sie in einer Gedichtsammlung hat, und diese
Uebereinstimmung ist bei Verhältnissen und Characteren
20merkwürdig:

            Ein Pilger am Jordan
            Handschrift Ging einsam und bloß,
            Er hatte verloren
            Ein Kleinod so groß!
25            Das Kleinod hieß Liebe,
            Vergangenheit hielt es
            Im ehernen Schooß!

War p. 563 Leopold Robert ein tüchtiger Maler, so wird er
besser als sein Nachkläffer wissen, weshalb er sich umgebracht
30hat. Die mit Lob versetzten Moralitätspredigten! Hab' ich
eingewilligt, als ich's Leben erhielt? Hab' ich's acceptirt?
Konnt' ich das als Kind? Handschrift Weg damit, hat man's satt. — Was
die Narren dem Napoleon in's Gemüth legen. Er hat sich
nie über das Große, wohl aber über Kleinliches in den
35Tuillerien geärgert. nr. 148. Zimmermann unterschreibt sich
jetzt Professor, doch seine Gedichte werden nicht besser. —

[GAA, Bd. VI, S. 278]

 


Romane müssen was einbringen, sonst verlegte Brockhaus
solchen Schofel nicht. —

  Phönix. Kein Duell? Wollt ihr denn Prügel? — Shakspeares
Gedanken sind bei Sauerländer im Sauer. — In Lissabon
5schützt man sich durch dicke Mäntel Handschrift gegen die Hitze.
Hab' ich's nicht immer so behauptet und so gemacht?

  nr. 27. Danton, der geistlose Titane, mit dem geschmeidigen
Alcibiades verglichen. Ausland: fast alles namenlos, nicht
mehr die Zeit, wo man log, aber sich nannte. Threlkeld
10(p. 800) macht schon eine südwallische Grammatik. Ist's ein
dummer Junge oder schrauben die Engländer ihre Neu-Süd-Walliser
schon in die gehörigen Stiefeln? Bald werden Pfaffen
nachkommen, und dann die Kaufleute.

  nr. 200. Maschinen! Die Ueberlegung, daß das Volk dadurch
15litte! Die Säue! Je mehr Cultur, je mehr Arbeit, und wer
kümmert sich um einen Anderen, schafft er etwas Besseres?
Soll man still stehn des Gepacks halber?

  nr. [Lücke]

Handschrift war ein schlechter Feldherr. Er brauchte nur Madrid in's Auge
20und vor die Flinte zu nehmen, denn die Berge von Catalonien
und Biscaya mit ihren Bewohnern schützten seine beiden
Flanken.

  Freim. Voran ein Redactionsbettelbrief. — Göschel über
Goethe. Ein Lump über den andren. Goethe hat sein mittelmäßiges
25Talent zu Lumpen zerrissen, darum grade heben
Gassenkehrer und Lumpensammler es so hervor. — Die Bosheit
des Handschrift Alexis gegen mich ist noch nicht vorüber. Ich seh's. —
Und, Hund, spaße nicht mit Latour d'Auvergne. Das ärgert
mich mehr, als beleidigte er mich. — Sulla hatte Recht, wie
30er sie zu tausenden morden ließ. — Das Wiederauftreten der
Stich in Berlin scheint, trotz der 2 Töchter als Adjutanten,
mager abgelaufen zu seyn, oder ich verstehe keine stinkige
Lobpreisung.

  Malten: Dummes Zeug. Belgien ist nichts. Es kann sich
35nicht wehren. Schreibt was ihr wollt Ochsen! Belgien ist nicht
mehr blind katholisch. Nur Einzelne sinds, das wird aber hervorgehoben,
wie eine Forelle aus der Weser, und Narren glauben
Handschrift dann an Alles. Mit der Religion ist's überhaupt bei den
Constitutionen, und sonst wo, aus. †. — Artesische Brunnen!
40Ja, es liegt noch mehr unter euren Füßen, statt dessen kuckt

[GAA, Bd. VI, S. 279]

 


ihr, die ihr das Geld zu tüchtigeren Unternehmungen habt,
in die Lüfte.

  Elisabeth bringt mir erst eben dieß ordentliche Papier.
Darum verzeihen Sie Form und Gestalt des früheren.

5  Wer p. 134 noch „Aermen“ schreibt, verdient so elend über
Octavian zu urtheilen als es da geschieht.

            Tändle Locke,
            Sey keine Glocke,
            Die's ausschreit!
10              (Er küßt sie:)
            Was hab' ich dich lieb,
            Und bin doch kein Dieb!

Grabbe.

[Düsseldorf, zweite Augusthälfte 1835.]

[Adresse:] Handschrift Sr Wohlgeboren dem Herrn Buchhändler Schreiner.
15Mit 5 Journaalen.

 

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1812Adolph Henrich Grabbe 
1814Adolph Henrich Grabbe 
1815Adolph Henrich Grabbe Nr. 7, 28. Februar 1815
1817Adolph Henrich Grabbe Nr. 15, 06. August 1817
1818Adolph Henrich Grabbe Nr. 16, 01. Februar 1818 — Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 18, 07. Februar 1818 — Fürstin Paulina zur Lippe Nr. 17, 07. Februar 1818
1819Adolph Henrich Grabbe Nr. 26, 04. May 1819
1820Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 28, 01. April 1820
1824Fürstlich Lippische Regierung Nr. 83, 17. Februar 1824
1826Christian Gottlieb Clostermeier  — Christian von Meien  — Fürstlich Lippische Regierung 
1827Georg Ferdinand Kettembeil Nr. 120, 28. April 1827
1828Christian von Meien Nr. 145, 09. Januar 1828 — Fürstlich Lippisches Militärgericht 
1829Christian von Meien Nr. 251, 22. Dezember 1829
1831Wilhelm Christian Ludwig Stedtfeld Nr. 303, 10. May 1831 — Fürstlich Lippische Regierung Nr. 307, 17. May 1831 — Freimeister F. Brauns Nr. 308, 24. May 1831
1833Catharine Sagel Nr. 381, 25. März 1833 — Magistrat Nr. 393, 30. May 1833 — Henriette Kehde Nr. 401, 25. Juni 1833 — Fürstlich Lippische Regierung  — Friedrich Althof Nr. 408, 12. Juli 1833 — Wilhelm Piderit Nr. 412, 10. Oktober 1833 — Ludwig Rötteken Nr. 414, 14. Oktober 1833
1834Obristleutnant Friedrich Adolph Böger  — Wilhelm Arnold Eschenburg  — Christian von Meien  — Fürstlich Lippische Regierung  — Karl Friedrich Simon Groskopf Nr. 456, 28. April 1834 — Heinrich Christian Albrecht Clemen Nr. 489, 13. Dezember 1834
1835Karl Leberecht Immermann  — Carl Georg Schreiner  — Louise Christiane Grabbe 
1836Jakob Stang  — Louise Christiane Grabbe  — Karl Leberecht Immermann Nr. 682, 17. Februar 1836
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