Nr. 666, siehe GAA, Bd. VI, S. 294 | 22. November 1835 | | Christian Dietrich Grabbe (Düsseldorf) an Wolfgang Menzel (Stuttgart) | Brief | | | | Vorangehend: | Nachfolgend: keine |
| Noch auf dem Siechbett geschrieben. Verehrter Herr! In Antwort auf Ihr Schreiben vom 20 v. M., welche meine wiederholten Krankheitsfälle verzögerten: 1.) Runkel hat 5mich abscheulich angeführt, ich schenkte ihm die Recension, sie zu verbessern, ja umzuändern. Er schickt sie roh in meinem Concept zu Ihnen, und hat gewiß Honorar für sich gefodert was ich mir beim Literaturblatt, welches mir oft günstig war, verbat. Und er versicherte mir, er hätte das nicht gethan. 10Weil er meine neuesten Sachen schlecht im Druck corrigirt, gab ich ihm diese Piece und leider andere Skizzen, die er ausarbeiten sollte. Ich will das Zeugs von Bettina dem Gutzkow überlassen, weil ich ihm, ehe ich sein Verhältniß zu Ihnen kannte, einen Beitrag zu einem Journal, das er mit 15Wienbarg, der so übel nicht, geben wollte. Er handelt gegen Sie widerwärtig, ich hatte auf meinen Reisen nicht Zeit, noch Gelegenheit diese Debatte kennen zu lernen, erst neulich machte mich eine Erwiederung im Morgenbl. von Ihnen aufmerksam darauf. Die Bettina-Sache wird mir beim Publico vermuthlich 20schaden, nicht weil sie unrecht ist, sondern wegen des Compagnon, aber ich will ihn bitten, meinen Namen auszulassen, allein ich fürchte er thuts schwerlich. 2.) Mein Beitrag zum Album für Schillers Denkmal liegt bei. Ich könnt's nicht anders machen, weil ich mich nur auf verwickeltere 25dramatische Compositionen verstehe, und selbst bei einer großen Gelegenheit wie diese von Schillers Denkmal, welche aber Talent der Kürze fordert, nur so wie geschehen, mich retten mußte. Kürze besitz' ich, doch bloß, wo sie sich in weitläuftige Handl. einflickt, nicht aber zu Denksprüchen. 30Nicht Shakspeare, nicht Goethe, — Schillers Feuer machte mich zum Dichter. 3.) Mit Immermann steh' ich auf eignem Fuß. Er hat viel für mich gethan, aber bald Spannung, bald Friede. Verschiedene Naturen. Für's hiesige Theater thut er Unsägliches unter den schwierigsten Verhältnissen. 4.) Sprech 35ich ihn vielleicht heute. Er war nicht in Elberfeld bisher. Thu' ich's nicht, so schick' ich ein Billet an ihn, um Antwort bis morgen Abend. Denn übermorgen geht dieser Brief ab. — Ich war und bin noch recht krank. Meine Hermansschlacht naht in letzter Abschrift ihrem und der Römer Ende. 5.) Recensionen 40bald über meine letzten Sachen, si possible, von Ihnen, [GAA, Bd. VI, S. 295] oder doch von einem unparteiischen Mitarbeiter in Ihrem Blatt. — Häring hat's sauber gemacht und offenbar nur wegen Immermanns in sein[em] Freimüthigen der da so heißt wie lucus a non lucendo. Man sagt: Neujahr ginge sein Wisch 5unter.: Düsseldorf den 22. Nov. 35.Gehorsamst Grabbe. Ex post: Immermann erklärt eben, Geschäfte hinderten ihn am sofortigen Beitrag zum Album. Verzeihen Sie einer krankenden Hand diese corrigirten Zeilen. 10 Düsseldorf 25. Nov. 35. Ihr Grabbe. |
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