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GAA, Bd. II, S. 186 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 186]

 


Schön wie der Tag, und feurig wie der Blitz,
Bricht durch des Reichstags Reihn und widerspricht
                                
Agnes Ich bin die Agnes, Vetter — Tochter des
5Pfalzgrafen, Bruders Kaiser Friedrichs —
Kaiser Heinrich Agnes!
Gespielin meiner Kindheit —
Agnes Laßt die Kindheit —
Ich habe Wichtigres dir vorzustellen.
10Erstdruck Kaiser Heinrich
Der König Frankreichs wirbt um deine Hand.
Agnes Daß er mit ihr die Pfalz an Frankreich bringe?
Ich mag ihn nicht — Mein Erbteil gönn ich deutschen
Männern.
15Erster französischer Gesandte
Wie? schlägst du aus den Bund mit Valois?
König Richard
Wahrlich, sie konnte Besseres nicht tun.
Agnes zu dem französischen Gesandten 20
Ja, — wenn ich liebe, lieb ich nicht bloß Macht
Und Namen.
            — Kaiser, ich war unvorsichtig,
Ich tändelte, und sah nicht um mich. Plötzlich
Stürzt' aus der Luft ein Edelfalk
25Mit braunem Haupt und weißer Kehle, und
Ergriff mich — Zürnen sollt ich ihm — Allein
Ich konnte nicht — Das Mädchenherz ist ein
Unselges Ding — Wer es recht scharf anpackt,
Der hat es.
30Kaiser Heinrich Wie versteh ich das?
Agnes führt den Prinzen Heinrich vor
Hier ist der Falk — der Welfensohn!
Erstdruck Kaiser Heinrich O Tod
Und Hölle!
35Agnes Vetter,
Ich liebt ihn, konnte wahrlich nichts davor.
Nimm es nicht übel.
Kaiser Heinrich Mädchen, dank dem Himmel,
Daß du 'ne Blume, zart und hold, wie ich
40Nicht eine kenne, bist, — wärst du 'ne Zeder,
Bei Gott, sie fiele vor meines Zornes Sturm!