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[GAA, Bd. II, S. 260]

 


ist doch schöner als ein Mensch und viel begabter. Vier
Beine statt zweier, die Füße hart genug, um vor Hühner-
augen sicher zu sein, und dann — die Mähne! — Mädchen,
ihr seid hübsch! Aber was meint ihr, wenn ihr Mähnen
5 hättet, so lang über den Nacken hinflutend? Wie zwei Ko-
meten zögt ihr durch die Welt! Und sieht ein Komet nicht
aus, wie ein Stern, der sich den Bart hat wachsen lassen?
Und ist ein Mädchen mit einem Barte nicht etwas Singu-
läres? Und das Singuläre ist denn doch nichts Gemeines und
10 Gewöhnliches, wie unverheiratete Mädchen.
Die Baronin Laß dein wildes Geschwätz. — Zum Wagen!
Der Baron Olympia, lebe wohl.
Handschrift Olympia Leb wohl, mein Vater.
Der Baron für sich 's ist kurios; die Clorinde und Thisbe
15 hatten anständige Freier, nun hoffen sie auf den König,
und verwerfen sie. Ein Pfennig in der Tasche ist mir lieber
als zwei Millionen Taler in der Hoffnung. Hoffnung ist ein
großes Ding, so groß wie die menschliche Narrheit, aus der
sie entspringt. Die Mädchen hoffen auf Männer, bis sie alt
20 sind, und dann erinnern sie sich, keinen Mann bekommen
zu haben.
Die Baronin Zum Wagen!
Clorinde Wie schwillt mir der Busen!
Thisbe Wie klopft mein Herz!
25Der Baron, die Baronin, Clorinde und Thisbe ab
Handschrift Olympia
Da gehn sie hin — Jetzt sind sie unten — steigen
Schon in die Kutsche — Welche Rosse! Mutig, wild
Und feuerschnaubend, mit den Hufen
30Den Boden schlagend, als verachteten
Sie ihn in ihrer flügelschnellen Kraft!
Herrliche Tiere! Streicheln möcht ich sie!
— O könnt ich doch mit ihnen fahren durch das Grün
Der Aun, hinzucken am Gewog der Saaten,
35Im Flug des Waldes frische Lüfte schlürfen,
Still halten auf der blauen Berge Höhn,
Und alle Himmel, alle Freuden der
Natur aufnehmen in des Busens Gründen!
— Und an dem Ziel, des Königs großer Prachtsaal,
40Ein Meer von Licht und Glanz, durchwallt von Rittern
Und Damen, lächelnd bei dem Rauschen