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[GAA, Bd. V, S. 275]

 


  (Recensionen sind schon aus dem Grunde zu dehnen, weil
sie größer werden, vorn ankommen und das honorig aussieht.)

[I.]

  Handschrift Kaiser Friedrich Barbarossa, eine Tragödie in 5 Acten von
5Grabbe. (Frankfurt am Main, Hermannsche Buchhandlung,
1829).

  Mit Kaiser Friedrich Barbarossa beginnt Grabbe, der aus
seinen früheren dramatischen Werken, sowohl wegen seiner
ausgezeichneten Talente als seiner Tollheiten genugsam bekannt
10ist, die Reihe eines Dramencyklus, welcher die Geschichte
der Hohenstaufen umfassen soll.

  Das Stück hat, wie wir gleich sehen werden, sehr viele
Mängel, aber bei alle dem, Grabbe hat sich gebessert, ist
ruhig arbeitender Künstler geworden, ohne an genialischer
15Kraft zu verlieren, — was die englischen Journale von ihm
mit früherhin noch vielleicht zu kühner Hoffnung erwarteten,
scheint einzutreffen, denn, führt der Hr. Grabbe den mit
Kaiser Barbarossa begonnenen Dramencyklus so aus, wie der
Anfang desselben vor uns liegt, so möchte Ref. denn doch
20die Nation kennen, welche eine solche dramatische Verherrlichung
ihrer schönsten Glanzepoche aufzuweisen hätte.

  Man höre: das Stück eröffnet sich auf den Trümmern der
von Barbarossa zerstörten Stadt Mailand. Die Mailänder ziehen
nach langer Verbannung wieder ein, — mit Thränen
25stürzen sie auf den Boden der Heimath, — nur ihr Consul
Gherardo bewahrt mitten in dieser gewaltigen Bewegung Handschrift Be-
sinnung und Entschlossenheit. Alles jubelt und rüstet sich zum
Kampfe wider den Kaiser, — da erscheint ein Bote und —
er ist da!

30  Gherardo dämpft die Furcht des Volkes und ordnet es zum
Abzug in die Schlacht.

  Eine pomphaftere Scene als die nun folgende zweite des
1st Actes kennt die Bühne nicht. Das Lager des deutschen
Heeres auf den roncalischen Gefilden, mit allem Glanz und
35Pracht, den es je gehabt hat geschildert. Da heißt es:

„Reichsherolde. Otto von Wittelsbach (rechts pp
bis Flügel“)

Und wie herrlich der Kaiser zu Heinrich dem Löwen: