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[GAA, Bd. I, S. 251]

 


von der Karoline Pichler, und so kurz wie Handschrift eine Sekunde!
Liddy Wie eine Sekunde! — Wie lang ist Ihr rechter Arm?
Handschrift Mollfels Ein Schaltjahr! Mitten im Gradestehen kann ich
mit ihm meine Schuhe aufknöpfen! Wenn ich jedoch Grade-
5 stehn sage, so ist das natürlich nicht im Sinne eines preu-
ßischen Gardisten zu nehmen, sondern weit eher möchte es
in die Gedanken und Träume eines Leipziger Handschrift Stadtsoldaten
hineinpassen! Der Henker weiß es, wo mein Rücken seine
unendliche Bescheidenheit gelernt hat, er macht mich zu
10 einem stereotypen Komplimente, zu einem Handschrift unermüdlichen
Betrachter meiner eignen Beine, welche sich wiederum viel-
leicht nicht übel mit zwei fettgewordenen türkischen Säbeln
vergleichen Handschrift ließen!
Liddy Bleiben Sie mir mit den fettgewordenen Säbeln aus
15 dem Spiele, und erlösen Sie mich endlich aus meinem Star-
ren und Staunen! Wozu soll Erstdruck Ihre begeisterte Selbstschilde-
rung denn eigentlich führen?
Handschrift Mollfels Dazu, daß ich vor Sie hinstürze, daß ich Sie anbete,
daß ich Sie liebe!
20Liddy Nun, ich muß Ihnen einräumen, Sie Handschrift verstehen Ihre
Liebeserklärungen fein einzufädeln! Wenigstens schicken Sie
Beschreibungen Ihrer Persönlichkeit voraus, nach denen ich
eher vermutet hätte, daß Sie wegen Ihrer Beine unter die
Bäcker gehen wollten, als daß Sie mir die Liebe erklären
25 würden.
Mollfels O zerreißen Sie mir nicht mit meinen Handschrift Beinen das
Herz! Kein Mensch kann diese beiden Pole des Abscheus,
Handschrift diese beiden Zerstörer der Freundschaft, diese beiden Uni-
versalmittel gegen die Liebe grimmiger hassen als ich! Wenn
30 ich irgend einem edlen Manne, der in den Morast gefallen
ist, das Leben gerettet habe, und ich drücke ihn nun zum
ewigen Bunde unsrer Seelen an meine Brust, so gibt er
mir eine Ohrfeige und läuft davon, wenn er von ohngefähr
einen Blick auf meine Beine geworfen hat! Aber Handschrift dennoch,
35 Fräulein, zwingt mich die Macht der Leidenschaft Ihnen
meinen Erstdruck Liebesschwur Handschrift von neuem vorzustammeln! Es ist mit
mir dahin gediehen, daß ich mich schäme Rindfleisch und
Senf zu essen, weil es mir für einen Liebenden zu gemein
scheint, — daß ich in meiner Ekstase ein abgeschmacktes
40 Trauerspiel geschrieben habe, dessen Inhalt zu närrisch ist,
als daß ich Ihnen denselben nicht sogleich mitteilen sollte.