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[GAA, Bd. IV, S. 178]

 


  Hr. Henckel (als Graf von Falkenau) durchaus trefflich.
Den Geschäftsmann und Minister, den vornehm liebenden
Gemahl, den erschütterten Handschrift Vater, als drei verschiedene Personen
vorführend, und doch fortwährend, und besonders zuletzt,
5wo er im einfachen grauen Rock zu seinem Sohn in den
Kerker tritt, durch sein Spiel beweisend, daß solche Composition
Natur seyn und wohl zusammen in einer Menschenbrust
existiren kann. Mad. Limbach, Mad. Schenk, Hr.
Seeliger, kurz alle schienen wie Eins mit ihren Rollen,
10Handschrift nur Hr. Witte muß noch etwas mehr Sicherheit in Ton und
Benehmen erlangen. Den Herrn Schenk aber nicht besonders
zu erwähnen, wär' eine dramatische Sünde. Er überbot
all seine früheren Leistungen, was nicht wenig sagt. Nie ward
ein verletzter gebildeter Mann, der umsonst für seine Ehre
15nach der usuellen Rache sucht, nie ein liebender Bruder, dem
die Schwäche seiner Schwester Handschrift das Herz drückt, nie ein Sohn,
der in seinem Feinde seinen Vater erkennt, besser dargestellt.
Auch sprach seine Zunge, als er im Höchsten Affect war,
Schmerzenslaute, einschmetternd und metallisch, wie ich sie nie
20vernommen. Das Publicum lohnte die Stellen auch gleich mit
Beifall.

1.
11.
Handschrift Stadt-Theater.

25
  Montag, den 4. Jan.: 1.) Michel Perrin. Lustspiel
in 2 Aufzügen nach Mellesville und Duveyrier, von Th.
Hell.

  Fouché arbeitete, und zwar mit mehr Erfolg als die Alliirten
vielleicht beabsichtigten, an Napoleons Thronentsetzung und
30Entfernung vom Continent. Dieser schlaue, feine, auch, soweit
es seine Stellung erlaubte, nicht gefühllose Handschrift Polizeiminister, ist
nach dem Loos alles Großen unter die Hände der französischen
Gelegenheitspoeten gerathen, und darunter recht erbärmlich
geworden. Einem blöden Thoren, wie Michel Perrin,
35so wichtige Aufträge zu geben, als Fouché und Desaunais (der
übrigens von Hrn. Jenke gut dargestellt ward) thaten, ist
reine Albernheit, besonders unter Handschrift Bonapartes Adleraugen. Hr.

 

 
 
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