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Nr. 121, siehe GAA, Bd. V, S. 146thumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Christian Gottlieb Clostermeier (Detmold)
Brief

    Handschrift Hochgeehrtester Herr Archivrath!

  Indem ich die Beschreibung des Lippischen Landes gehorsamst
zurücksende, ist mein nächstes Gefühl der große Dank,
welchen ich Ihnen, hochgeehrtester Herr Archivrath, für diese
5so belehrende als unterhaltende Lecture schuldig bin. Das Land
und seine Geschichte sind mir lieber geworden, seit ich Ihren
Aufsatz gelesen habe. Selbst der Lauf der Jahre, welcher
geographischen Werken so leicht etwas von ihrer Bedeutsamkeit
raubt, hat dem Ihrigen nichts nehmen können, da es Handschrift über-
10all mehr auf naturhistorische und geschichtliche Data, als auf
bloße statistische augenblickliche Verhältnisse sich gründet.
Selbst dem rein Politischen oder Statistischen (welches übrigens
keinesweges verabsäumt ist) gehen hier immer historische Entwicklungen
voraus und geben ihm so auch einen an sich dauerhaften
15Werth.

  Es würde Sie, verehrtester Herr Archivrath, ermüden, wenn
ich meinen anerkennenden Dank noch weiter begründen wollte,
wozu Ihr Werk soviele Handschrift Gelegenheit gibt, — nur das wage
ich zu meiner Entschuldigung zu sagen, daß ich den Aufsatz
20nur deshalb so lange behielt, weil er mir viel zu interessant
war, um ihn, gleich anderen Büchern, schnell zu lesen.

  Mit größter Hochachtung verharre ich

                        Ewr Wohlgeboren
                    gehorsamster Diener
25Grabbe.

Detmold den 1st Mai

            1827.

[Adresse:] Handschrift Sr Wohlgeboren dem Herrn Archivrath Clostermeier
allhier.

 


121.

H: Doppelbl. in 20; 2S., Adresse auf S. 4.
F: GrA. Früher Bestand der LBD. In einem Umschlage, der von
Clostermeiers Hand die Aufschrift trägt: Attestate für meinen Entwurf
einer historisch geographischen Beschreibung des Lippischen Landes.

S. 146, Z. 2: die Beschreibung des Lippischen Landes: Der im
Jahre 1786 von Clostermeier verfertigte „Entwurf einer kurzen
historischen und geographischen Beschreibung des Lippischen Landes“,
für den damaligen Erbgrafen Friedrich Wilhelm Leopold zur Lippe
bestimmt. Diese Arbeit ist nicht im Druck erschienen; eine Handschrift
besitzt die LBD (Nr 55 der Handschriften).