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Nr. 132, siehe GAA, Bd. V, S. 180thumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Nikolaus Meyer (Minden)
Brief

                        Handschrift Ewr Wohlgeboren

  übersende ich anbei einen kleinen Beitrag zu Ihrem geehrten
35Sonntagsblatte. Er ist zum Theil ein wenig gegen die letzte
Detmoldische Correspondenz (die, wie ich offen gestehe, nach
meiner Vermuthung vom Rath Sterzenbach ist) gerichtet, indeß
mit höflicher Einleitung und ohne Grobheit. Das Blatt Ewr
Wohlgeboren wird gewiß, und geschähe es mit Selbstverläugnung,

[GAA, Bd. V, S. 181]

 


eher die Sache als die Person beachten. Meinen
Namen brauchen Sie auf keine Anfrage zu verhehlen, und
den Scherz, welchen ich mir am Ende der Correspondenz, mit
meiner eigenen Theaterkritik mache, bitte ich als unschuldigen
5Humor zu betrachten. Großes Vergnügen wäre es
mir, wenn Sie diese Correspondenz in eines der nächsten
Blätter und wo möglich unabgebrochen einrückten.
Grade der nicht im Lesen unterbrochene Gesammteffect ist
von mir für Detmolder, Auswärtige und für meine Verhältnisse
10berechnet. Ein Exemplar theilen Sie mir dann wohl
gefälligst mit. Die mittelmäßige Schrift, Handschrift welche, wenn man
gleich in das Reine schreibt, so leicht der Feder unwillkührlich
entschlüpft, bitte ich zu verzeihen. Auch daß ich dem Versprechen
gemäß nicht früher schon irgend eine passende Mittheilung
15übersandt, entschuldigen Sie wohl mit den Geschäften,
die mich zerstreuten. Übrigens stehe ich jetzt im Begriff mit
Hülfe eines unserer größten Schriftsteller in mehreren Druckwerken
vor dem Publico aufzutreten, und würde, wenn ich
reussirte auch dann meine Verbindlichkeit gegen das Sonntagsblatt
20durchaus nicht vergessen.
   Voller Hochachtung verharre ich
                           Ewr Wohlgeboren
Detmold den 21sten August    gehorsamster Grabbe.
      1827.    

 


132.

H: 1 Bl. in 40; 1S.
F: GrA
D: Maassen, C.[arl] G.[eorg] von: Christian Dietrich Grabbe,
Nikolaus Meyer und das Mindener Sonntagsblatt. Mit sieben unbekannten
Briefen Grabbes. (In: Von Büchern und Menschen. Festschrift
Fedor von Zobelitz zum 5. Oktober 1927 überreicht von
der Gesellschaft der Bibliophilen. Weimar 1927. S. 47—63.) S. 51
bis 52, als Nr 1.

S. 180, Z. 34 f.: einen kleinen Beitrag zu Ihrem geehrten Sonntagsblatte:
Die Verweis zum Kommentar Bd 4, S. 64—68, unter Nr 2 abgedruckte Detmolder
Korrespondenz vom selben Tage.

[Bd. b5, S. 531]

 


S. 180, Z. 35 f.: die letzte Detmoldische Correspondenz: Siehe
die Anm. zu Verweis zum Kommentar Bd 4, S. 64, Z. 20 (S. 419—420).
S. 180, Z. 37: Rath Sterzenbach: Siehe die Anm. zu Verweis zum Kommentar S. 83, Z. 23.
S. 181, Z. 3 f.: mit meiner eigenen Theaterkritik: Die vom
1. Januar 1827 datierte und im 2. Stück des Mindener „Sonntagsblattes“
vom 14. Januar abgedruckte; siehe Verweis zum Kommentar Bd 4, S. 59—64.
S. 181, Z. 16 f.: mit Hülfe eines unserer größten Schriftsteller:
Ludwig Tiecks, dessen Brief über die Tragödie „Herzog Theodor
von Gothland“ den damals im Druck befindlichen „Dramatischen
Dichtungen“ vorangestellt wurde.