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Nr. 259, siehe GAA, Bd. V, S. 294nothumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Friedrich Steinmann (Münster)
Brief

                    Geehrtester Herr!

  Der linke Arm ist mir seit vier Wochen zerschmettert;
25darum kann ich nur kurz antworten und danken für Ihr Urtheil
über meinen Rothbart. Zu Ihrem Taschenbuch Aurora
alles Glück! brauchen Sie meinethalben auch meinen Namen
dazu. Die Scenen aus Heinrich VI werden folgen, aber aus
Napoleon, der bei meinem Wundfieber still liegt, nicht. Abschreibegebühr
30verlange ich dabei auch nicht, denn das Taschenbuch

[GAA, Bd. V, S. 295]

 


ist in Ihrem Interesse; obgleich ich mich wiederholt
erbiete, auch Ihren Blättern (für deren Uebersendung ich
schon Ihnen und Ihrem Herrn Verleger Dank schuldig bin,)
Scenen auch ohne diese mir sonst als Geschäftsmann unwillkührliche
5(welch Wort!) Gebühr, gern zu liefern.

  Verzeihung wegen dieses Briefes, dieser Schrift, dieses Papiers,
dieser späten Antwort auf Ihr letztes Schreiben. Ein
Schlitten, in welchem ich umstürzte, brach mir — die Canaille!
— den Arm, welcher sich den Spaß macht, mir sehr viele,
10ernstliche Schmerzen zu machen. Alles ist in Unordnung, das
Couvert wird schön werden, und ich danke Gott, daß ich mit
Hochachtung versichern kann Ihr

ergebenster Grabbe zu seyn.

  Detmold, den 30. Januar 1830.

15  Wieder wegen Armbruchs einige Wochen liegen geblieben.
Können Sie ziemlich geistreiche Aufsätze früherer Jahre gebrauchen?
Wie ist's mit Barbarossa's Recension?

  Neulich wurde in Ihren Blättern Clostermeier, mein Gönner,
verehrt. Die Chiffre war: S. F. Id est: Soest, Ferdinand
20Freiligrath?

 


259.

H: nicht bekannt.
D: an dem bei Nr 236 unter D angegebenen Orte S. 22.
  D1: an dem bei Nr 236 unter D1 angegebenen Orte S. 258—59,
als Nr IV.

S. 294, Z. 23: Geehrtester Herr!] fehlt D
S. 294, Z. 24: vier] 4 D1
S. 294, Z. 25 f.: antworten und danken [bis] Rothbart.] antworten.
D1
S. 294, Z. 26—28: Zu Ihrem Taschenbuch [bis] dazu.] fehlt D
S. 294, Z. 28: Die] fehlt D1
S. 294, Z. 28: Heinrich VI] Heinrich D Heinrich VI. D1
S. 294, Z. 28: werden folgen] kann ich geben D1
S. 294, Z. 28: aber] fehlt D1
S. 294, Z. 29: liegt] fehlt D1

S. 294, Z. 29 — S. 295, Z. 5: Abschreibgebühr [bis] liefern.] fehlt
D
S. 295, Z. 1: Ihrem] ihrem D1 [Drf.]
S. 295, Z. 6: Verzeihung] nicht abgesetzt D
S. 295, Z. 7: Schreiben.] Schreiben! D1
S. 295, Z. 8 f.: mir — die Canaille —] mir, die Canaille, D1

[Bd. b5, S. 608]

 


S. 295, Z. 9: Arm] Arm ab D1
S. 295, Z. 9: viele,] viele D1
S. 295, Z. 11: werden,] werden. D aussehen D1
S. 295, Z. 11—20: und ich danke [bis] Freiligrath?] Neulich wurde
in Ihren Blättern Clostermeier, mein Gönner, verehrt. Die Chiffre
war: S. F. Id est: Soest, Ferdinand Freiligrath? — Ich danke Gott,
daß ich mit Hochachtung versichern kann zu seyn [abgesetzt] Ihr
[Zwischenraum] Grabbe. D
S. 295, Z. 13: Grabbe] Grabbe D1
S. 295, Z. 13: seyn] sein D1
S. 295, Z. 14: Detmold, den 30. Januar 1830.] fehlt D mit Fettdruck
des Ortsnamens am Kopfe des Briefes D1
S. 295, Z. 18: wurde] fehlt D1
S. 295, Z. 18: Clostermeier] Klostermeier D1
S. 295, Z. 19: verehrt. Die Chiffre [bis] Freiligrath?] verehrt von
Ferdinand Freiligrath? D1
S. 295, Z. 20: Freiligrath?] Dazu macht Steinmann die folgende
Anmerkung: in D: Grabbe hatte richtig gerathen; das Gedicht war
von F. Freiligrath, dem genialen Dichter und Uebersetzer
Victor Hugo's. Möge er uns bald mit einer Sammlung seiner Gedichte
erfreuen! in D1: Grabbe hatte recht gerathen, das Gedicht
war von Freiligrath, der damals noch zu Soest seine Erstlingsdichtungen
durch die „Unterhaltungsblätter“ zur Publicität brachte. Ich
veranlaßte ihn zu einer Uebersetzung des Byron'schen Mazeppa,
die auch in genannten Blättern abgedruckt ward, die beste von allen
deutschen Uebersetzungen dieses Gedichts, die Freiligrath leider seiner
Gedichtsammlung nicht einverleibt hat. F. S. (S. 259.)
S. 294, Z. 25 f.: Ihr Urtheil über meinen Rothbart: Dieses ist
nicht bekannt.
S. 294, Z. 26: Taschenbuch Aurora: Dieses ist nicht nachweisbar
und gehört vermutlich zu den vielen Werken Steinmanns, die wohl
geplant worden, aber nicht zu Stande gekommen sind.
S. 295, Z. 17: Wie ist's mit Barbarossa's Recension: Sie findet
sich in Nro 3 des „Literatur-Blattes“, Beilage zu Bd 7 (Januar bis
Juni 1830), H. 3 der „Allgemeinen Unterhaltungs-Blätter“, S. 47—48.
Da sie anonym und in Steinmanns „Taschenbuch für deutsche Literaturgeschichte
“ nicht enthalten ist, so ist die Verfasserschaft eines
unbekannten Mitarbeiters anzunehmen. Wiederabgedr. in: „Grabbes
Werke in der zeitgenössischen Kritik“, hrsg. von Alfred Bergmann,
Bd 3, Detmold 1961, S. 39—42, unter Nr 8.
S. 295, Z. 18—20: Neulich wurde in Ihren Blättern [usw.]: Es
handelt sich um Freiligraths Gedicht „Den Manen Christian Gottlieb
Clostermeiers“, das zuerst im zweiten Novemberhefte der
„Unterhaltungsblätter“ vom Jahre 1829, S. 502, erschienen ist.