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Nr. 351, siehe GAA, Bd. V, S. 367thumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Georg Ferdinand Kettembeil (Frankfurt a. M.)
Brief

      Handschrift Handschrift Lieber Kettembeil.

  Ich arbeite am Kosciusko und a[m Ro]man. Jetzt sind aber
Militair-Be[eidigungs]zeiten allhier, und außerdem leide ich
[am Tod.]

5  Mein Geist ist nicht verdreht. Kraft ist nichts werth, wenn
sie nicht Glück schafft. Ich kämpfe um inneres Glück mit
aller Kraft.

  Was ich bei meinem ersten Auftreten, wovon Du sprichst,
gewollt habe, ist wohl so arg nicht als Du denkst, — ich
10hatte ja meine Sachen 5 Jahre liegen lassen, und frage jetzt
wenigstens nach literarischem Ruhm nichts. — Was ich thue,
thue ich ohne Rücksicht auf ihn, und wird's desto besser.

  Börnes Briefe habe ich jetzt gelesen. Er hat sich blamirt.

  Laß doch durch einen Deiner Diener dem Rousseau sagen,
15ich wäre krank, Subscri[ben]ten für sein Buch (ich habe
seinen Brief [ni]cht zu Ende gelesen und deshalb den Titel
nicht gesehen) fänden sich hier nicht. Der Kerl schreibt unfrankirt.


  Handschrift Ach, hätte ich Ruhe!

20  Vor meiner s. g. Geistesgröße [flieht] meine Braut zum
3t mal! Und [ich bin] doch wie ein Kind.

  Ich bitte und gewähre es umgehends (es soll Niemanden
compromittiren), schicke mir eine vom 12ten Nov.
1829 ausgestellte Obligation mit Siegeln, wonach Du mir 500
25rthlr. schuldig bist. Sie gilt nichts, wie ich hiermit bezeuge
und Dir wiederholt bezeugen werde. Gegen Dummheit muß
ich aber physische List gebrauchen, wie Russen contra Franzosen.
— Thue dieß!

  Es wird wohl alles gut. Die Cataloge sind besorgt.

30                                
Grabbe.

  Detm. den

  29st Januar 1832.

[GAA, Bd. V, S. 368]