Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
Nr. 91, siehe GAA, Bd. V, S. 111nothumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Fürst Leopold zur Lippe II. (Detmold)
Brief


Nr 348.

Remiss. 19 Jan. 1826

Reponatur Detmold d. 24 Jan. 1826

ad 1285.

5                    An
          Serenissimi Regentis
      Hochfürstliche Durchlaucht!
        Unterthänigste Bittschrift
                    des
10    Advocaten Grabbe in Detmold,
                                 eventuelle Ertheilung der
                                 in Horn an-
                                
      Durchlauchtigster Fürst!

15  Gnädigster Fürst und Regent!

  Ein innig gefühlter Eifer, besser und unmittelbarer als es
vielleicht im Advocatenstande geschehen kann, dem Lande zu
dienen und mich selbst zu vervollkommnen, bewegt mich zu
der unterthänigsten Bitte, mir im Fall des der Vermuthung
20nach bevorstehenden Abganges des dermaligen Amtsauditors
Overbeck in Horn, gnädigst dessen Stelle zu verleihen. Nicht
sowohl zur Unterstützung als zur Entschuldigung solchen Gesuchs
füge ich bei, daß ich, bereits seit fast zwei Jahren examinirt,
nie einen sehnlicheren Wunsch besaß, als mich eines sogestalten
25Wirkungskreises würdig zu machen. Meine Bitte,
deren weitere Motivirung mir um so minder zusteht, als die
gnädige Beurtheilung Ewr Hochfürstlichen Durchlaucht einzig
entscheiden kann, geht demnach allerunterthänigst dahin:

      mir in eventum die genannte Auditorstelle in Horn
30      unter den nämlichen oder auch unter vermehrten be-
      schwerenderen Bedingnissen, mit welchen sie der bis-
      herige Inhaber besessen, allerhöchst zu bewilligen.

Ersterbend

                                 Fürst !
35                                 Fürst und Herr!
                                 Hochfürstlichen Durchlaucht
      allerunterthänigster treugehorsamster Grabbe.

[GAA, Bd. V, S. 112]

 

 


91.

H: 2 Doppelbl. in 20;S. Adresse auf S. 1, 2 S. Text auf
S. 3 u. 4.
F: Acta das Auditorat beim Amte Horn betr. Vol. I. 1776—1832.
desgl. die Anstellung eines Hebungsbeamten für das Amt Horn betr.
(StAD. L 77 A. Fach 61. Nr 4.) Nr 18.

S. 111, Z. 21: Overbeck: Johann August O. war als Sohn des
August Wilhelm O., Rats und ersten Bürgermeisters zu Lemgo,
am 23. Juni 1794 zu Lippstadt geboren. Nach anfänglicher Tätigkeit
als Amtsauditor in Horn wurde er unterm 14. März 1826 zum
Amtsschreiber und Hebungsbeamten des Amts Oerlinghausen ernannt,

[Bd. b5, S. 488]

 


jedoch auf sein Gesuch unterm 16. Aug. 1836 aus seinem Dienste
entlassen. Am 9. Juni 1837 gewann er für sich und seine Frau
Christine Charlotte, Tochter weiland Predigers Friedrich Wilhelm
Christoph Schönfeld zu Stapelage, das Lemgoer Bürgerrecht und
hat dort als Advokat und Prokurator bis zu seinem am 1. Jan. 1845
durch einen Schlagfluß herbeigeführten Tod gelebt.
S. 11, Z. 29: in eventum: eventuell, erforderlichen Falles.
  Da das Amt Horn erbötig war, die Geschäfte nach dem Abgange
Overbecks noch einige Zeit ohne Hülfe zu versehen, so sprach die
Rentkammer den Wunsch aus, „daß mit der Wiederbesetzung des
Auditorats überall noch Anstand genommen werde“. (Nr 34 der
Akten.) Im Dezember 1827 wurde es sodann dem Advokaten Liebich
zu Horn verliehen. (Nr 38 der Akten.)