Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
Nr. 94, siehe GAA, Bd. V, S. 115nothumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Friedrich Wilhelm Helwing (Detmold)
Brief


ad 2476

20Anl. 2.

      Ewr Hochwohlgeboren

  wage ich anzudeuten, daß ich in meinem Promemoria in
Betreff der Decisionen, Observationen etc, z. B. von Finckelthaus,
Brunnemann und Anderen, nur ausdrücken wollte, wie
25erweislich der Realkatalog sich oftmals mehr an den
Inhalt als an das Wort und den Titel binde, also Commentarien
(z. B. von Estor), Observationen u.s.w. aufgenommen
habe, sofern sie nur sonst als rechtliche Dissertationen zu betrachten
seyen. Daß dieß aber namentlich bei den von
30mir angeführten Autoren, die, da sie sich nicht alle im Hauptkataloge
befanden, erst nach Verfertigung des Realkataloges
in die Bibliothek gekommen seyn können, der Fall sey, wollte
ich nicht ausdrücken. Nur schien es mir, da der Realkatalog
im Ganzen ein ähnliches Verfahren beachtet hat, sehr analogisch
35dasselbe auch bei den übrigen ähnlichen paßlich gefundenen
Werken eintreten zu lassen. Zum Theil trägt wohl meine
Stylisirung Schuld und ich wage zu bitten, diesen Brief der
Vorstellung Ewr Hochwohlgeboren als Nachtrag anzuschließen

[GAA, Bd. V, S. 116]

 


oder die in der Vorstellung auf der 2ten Seite derselben enthaltenen
Worte

„ob sie der Realkatalog hin und wieder beachtet hat“

unmaaßgeblich und geneigtest ohngefähr dahin zu ändern:
5„ob der Reakatalog hin und wieder in Betreff ähnlicher Stücke
ein ähnliches Verfahren beachtet hat.“ Vielleicht ist diese Abänderung
aber nicht einmal erfoderlich, indem eine gehörige
Darlegung dem Bibliothekar Wasserfall alles im Zusammenhange
zeigen wird, und ich bitte meiner übertriebenen Weitläuftigkeit
10wegen des zu Grunde liegenden guten Willens nachzusehen.
Ich bin
Detmold den 6ter Mai    Ewr Hochwohlgeboren
            1826.                    gehorsamster Grabbe.

[Adresse:] An den Herrn Cammerdirector Helwing Hochwohlgeboren
15allhier.

 


94.

H: Doppelbl. in 20; 1S., Adresse auf S. 4.
F: In dem bei Nr 93 bezeichneten Faszikel, Bl. 25.


  Der Empfänger: Friedrich Wilhelm Helwing, geb. 1758, 1803
Regierungs- und Kammerrat, Administrator des Guts Bexten, einer
landesherrlichen Domäne, und Mitglied der Leih-Kasse-Kommission,
unterm 7. Nov. 1815 zum Kammerdirektor, unterm 23. März 1829
zum Regierungsdirektor ernannt, am 3. Mai 1832 an einer Lungenlähmung
zu Detmold gestorben.

S. 115, Z. 27: Estor: Johann Georg E. (1699—1773), hatte seine
akademische Laufbahn in Gießen, seine schriftstellerische mit Arbeiten
im Gebiete der deutschen Rechtsgeschichte, sowie des öffentlichen
und Zivilrechts begonnen. Von 1735—1742 war er Professor
der Pandekten und Assessor im Hofgericht, in der Juristenfakultät
und im Schöppenstuhl zu Jena, dann folgte er einem Rufe nach
Marburg, wo er anfangs die zweite, später die erste Professur
der Rechte innehatte und schließlich zum Kanzler der Universität
und Geheimen Rate aufrückte. Sein wissenschaftliches Streben war
auf die historische Erkenntnis der deutschen Rechtszustände gerichtet.
(Vgl. Muther, ADB Bd 6, S. 390—92.)