Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
Nr. 481, siehe GAA, Bd. VI, S. 101nothumbnail
Karl Leberecht Immermann (Düsseldorf) an Christian Dietrich Grabbe (Frankfurt a. M.)
Brief


  Gleich nach Empfang Ihres Briefes, der mich sehr erschreckte,
da ich Ihr Talent wahrhaft hochschätze, habe ich auf Mittel
gesonnen, Ihnen zu helfen. Meine Lage ist nicht von der Art,
10daß ich viel für Sie thun kann; was mir möglich ist, will
ich indessen thun. Ich habe an einen hiesigen Buchhändler,
namens Schreiner, geschrieben und demselben Ihren „Hannibal“
angetragen. Seine Antwort lege ich bei. Sie sehen daraus, daß
er zum Verlage geneigt ist; nur will er vor allem das Manuskript
15haben und die Bedingungen wissen. Schicken Sie mir
also bald möglichst die Handschrift und lassen Sie mich wissen,
wieviel Sie haben wollen; ich werde dann das Geschäft so
vorteilhaft als möglich zustandezubringen suchen. — Ist es
Ihr Wille, hierher zu kommen, so bin ich bereit, für Sie ein
20Stübchen zu besorgen und während der Wintermonate die
Miete zu bezahlen. Auch kann ich Ihnen bei dem hiesigen
Theater Schreibarbeit in Rollen, Büchern u. s. w. verschaffen,
womit Sie sich, wenn Sie sich mit nichts anderem beschäftigen
wollen, monatlich 6—7 Thaler verdienen können. — Meine
25Umstände erlauben mir aber nicht, Ihnen ein elegantes Zimmer
zu mieten; Sie müssen damit zufrieden sein, unter Obdach
zu kommen. Das Vorstehende biete ich Ihnen aus gutem
Herzen und mit dem innigen Wunsche, daß es mir gelingen
möge, Ihre Verhältnisse wiederherstellen zu helfen; ein mehreres
30aber ist mir völlig unmöglich, welches ich Ihnen offen
vorher sage, damit Sie sich keine Illusionen über Ihre hiesige
Lage machen. — Fassen Sie hiernach Ihren Entschluß und
seien Sie versichert, daß ich eben so gerne halten werde, was
ich versprochen, als gewiß ist, daß ich nicht ein mehreres für
35Sie wirken kann, noch werde.

21. November 1834.

[GAA, Bd. VI, S. 102]

 

 

 
Absender:Empfänger:
Ort:Ort:
Datum von:bis:
 
Brieftext:Kommentar:
 
Die Suchanfrage lieferte keinen Treffer