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Nr. 303, siehe GAA, Bd. V, S. 332nothumbnail
Wilhelm Christian Ludwig Stedtfeld (Detmold) an Fürst Leopold zur Lippe II. (Detmold)
Brief


Nr 3642.

pr. 11 Mai 1831

                            An
                        Serenissimi Regentis
5                      Hochfürstliche Durchlaucht!
                    Unterthänigste Vorstellung und Bitte
                          von Seiten
                    des Gastwirths Chr. Stedtfeld hieselbst.
                              Eine Forderung an den Lieute-
10                              nant Falkmann betreffend.

  Der Lieutenant Falkmann verschuldet mir aus einer Bürgschaft
die Summe von 20 rthlrn. Jedoch habe ich ihm die
Hälfte dieser Summe zu 10 rthlrn. erlassen, in Hoffnung desto
früher die bleibenden 10 rthlr. zu erhalten. Allein seit 3
15Jahren sehe ich vergebens der Zahlung entgegen, und alle
Anmahnungen waren fruchtlos. Die jetzige drückende Zeit,
wo es schwer hält, seine Subsistenz zu haben, wozu noch
kommt, daß ich Vater einer zahlreichen Familie bin, nöthigte
mich den p Falkmann gerichtlich zu belangen, und hat der
20Auditeur Grabbe dahin einen Act aufgenommen:

            daß er mir für den Schuldner monatlich 30 Mgr.
            bezahlen wolle.

  Einmal habe ich erwähnte 30 Mgr. erhalten, und will mir
derselbe fortan, bis zur Tilgung der Schuld, diesen Abtrag
25nicht mehr geben, nicht so wohl auf Veranlassung des Schuldners,
als aus eigner Laune. Auf mein höflichstes Bitten begegnet
er mir mit der größten Grobheit und stellt es mir
anheim, ihn bei jeder mir beliebigen Behörde zu belangen.

  An wen aber könnte ich mich im vorliegenden Falle wol
30besser wenden, als an den gnädigsten Landesvater selbst, der
mit Gnade und Milde gern jedem getreuen Unterthanen Recht
verschafft.

  Ich wage daher in tiefster Demuth die unterthänigste Bitte:

            Ew. Hochfürstliche Durchlaucht wolle gnädigst zu
35            verfügen geruhen: daß mir pro futuro alle Monat
            durch den Auditeur Grabbe 30 Mgr für den Lieute-
            nant Falkmann bis zur Tilgung der Schuld ad 10
            rthlr. ausbezahlt werden.

[GAA, Bd. V, S. 333]

 


  In der freudigen Hoffnung der gnädigen Erhörung meiner
unterthänigsten Bitte, ersterbe ich in tiefster Demuth
   Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht
   unterthänigster
  Detmold d. 10. May 1831.    Chr. Stedtfeld.

 


303.

H: Doppelbl. in 20; 3 S.
F: Varia: Beschwerden über Justizverzögerungen, Forderungen
usw. (StAD. L 77 C Fach 50. M. Nr 17.) Bl. 486, 487.


  Der Briefschreiber ist Wilhelm Christian Ludwig Stedtfeldt,
Bürger und Gastwirt zu Detmold, geb. daselbst am 24. Sept. 1792,
gest. ebenda am 17. Aug. 1864.

S. 332, Z. 9 f.: Lieutenant Falkmann: Friedrich Ludwig Ferdinand
F. war als Sohn des Amtsschreibers Friedrich Ernst F. (siehe die
Anm. Verweis zum Kommentar S. 59, Z. 5—7) und der Henriette Adolphine Johanna Reuter
aus Heiden am 7. Sept. 1805 zu Schötmar geboren. Nachdem er
einige Jahre hindurch das Detmolder Gymnasium besucht hatte, war
er zwei Jahre lang bei dem Gutsbesitzer Carl Friedrich Haccius in
Deesberg (Kreis Minden), um die Ökonomie zu erlernen. Durch das
Unglück des Vaters aus seiner Laufbahn geworfen, suchte er im
November 1822 um seine Verwendung im Militärdienste nach und
wurde unterm 3. Dez. als Kadett angenommen. Über den Sergeanten
und den Feldwebel wurde er unterm 5. April 1831 zum Seconde-Lieutenant,
unterm 18. Okt. 1836 zum Premier-Lieutenant und
unterm 27. Febr. 1849 zum Hauptmann und Kompagnie-Chef befördert.
Unterm 22. Juni 1859 wurde er zur Disposition gestellt,
unterm 1. Sept. 1862 in den Ruhestand versetzt, wobei ihm der
Charakter als Major verliehen wurde. Am 24. Juni 1869 ist er zu
Detmold gestorben. Siehe auch Dewall S. 51, unter Nr 42.
S. 332, Z. 35: pro futuro: künftig(hin).