Nr. 262, siehe GAA, Bd. V, S. 297 | 16. Februar 1830 | | Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Karl Gottfried Theodor Winkler (Dresden) | Brief | | | | Vorangehend: | Nachfolgend: |
| 25 Hochgeehrtester Herr Hofrath! Ihrerseits bitt' ich um Verzeihung für diesen nachlässig hingeschrieben scheinenden Brief, denn ich habe beim Umsturz eines Schlittens meinen linken Arm total gebrochen, und wird mir derselbe, da er mir zur Last wird, schon höchst zuwider, 30— meinerseits Dank für die Anzeige des Barbarossa in der Abendzeitung, und zwar großen. Schon früher hätt' ich ihn abgestattet, aber Journale sieht man hier nur dann, wenn sie 6 Monate schon erschienen sind. Ich kann's nicht lassen mein Herz zu lüften: Sie kennen den 35Goethe persönlich — — er ist klug und ungeheuer eitel — furchtbar! — Ich lese eben erst den Briefwechsel zwischen ihm und Schiller, und, auf mein Wort, er schmerzt mich mehr als [GAA, Bd. V, S. 298] mein Arm. Hat Goethe dessen Herausgabe befördert — nun! — Der arme, nicht Menschen, nicht Hof, nicht Welt kennende Schiller, der übersichtigere Goethe, sonst nicht viel besser oder geistreicher — Und läßt die an ihn gekommenen Briefe 5publiciren! Ich möchte darein zu schlagen versuchen, aber es ist sehr nützlich auch die Schwächen großer Geister zu sehen. Ob der Goethe am Ende auch das bezweckt hat? Seine Anhänger müssen es sagen. Dies bloß meine Herzensergießung, denn 10persönlich bin ich weder Goethe noch Schiller böse. Hochachtungsvollst Ewr Wohlgeboren gehorsamster Grabbe (Auditeur). Detmold den 16t Febr. 1830. |
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