| [GAA, Bd. IV, S. 210] erscheinen, sonst hätten sie gegen deren Weglaufen wohl eben so eine Verordnung getroffen als gegen den deutschen Büchernachdruck. — Doch Schnellläuferei ist jetzt Mode, selbst bei Nacht, wo man zum Glück nichts davon sieht, wie 5vor ein paar Tagen hier beim Beckerschen Garten.Grabbe. 32. Stadt-Theater. Sonntag, den 10. April: Das Leben ein Traum. Romantisches 10Schauspiel in 5 Aufzügen aus dem Spanischen des Don Pedro Calderon de la Barca, übersetzt von Gries. Es ist schon über ein Jahr als ich die Beurtheilung der ersten hiesigen Aufführung dieses Stücks verfertigte. Sie war so anerkennend, daß manche ein übertriebenes Lob darin zu 15spüren glaubten, worin sie sich recht irrten, indem ich für Lobs- und Tadelskünsteleien zu faul bin, und nur hinschreibe, wie's mir vom Herzen kommt. Damals hätt' ich nicht geglaubt, daß jene Darstellung dieses großen, Geist und Feuer sprühenden Dichterwerks übertroffen 20werden könnte. Was kann man aber nicht alles, wenn man sich nicht einbildet vollendet zu seyn, und kühn weiter strebt? Hier wurde gestern bei den Repräsentanten der beiden Hauptpersonen (Sigismund und Rosaura), bei der brillanten Scenerie, solch ein Weiterstreben und sein Gelingen recht 25sichtbar. Nicht so ganz war's bei allen übrigen Acteurs und Actriçen, welches bei Einigen derselben davon herkommt, daß sie neue Mitglieder sind, und die frühere Vorstellung nicht kannten. Wieder ein Beweis, daß es um die Schauspielkunst besser stände, liefe nicht mancher Mime hin und her, lernte 30Allerlei, um Nichts zu werden. Die Rosaura (Mad. Versing) war zu meiner Freude in einer Kraft und Gluth, wie ich sie lange nicht gesehen. Was noch mehr ist: sie wußte ihre Begeisterung zu zügeln, wie sie es noch nie in diesem Maaß gethan. Stürmte es auch in ihrem 35eigenen Gemüth vielleicht vor den Schönheiten der Dichtung empor, sie unterdrückte es und hielt den Character ihrer |
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