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[GAA, Bd. IV, S. 215]

 


reiten? Daß ein Banquier sich gewöhnlicher Comödienpossen
halber bankerott stellt, erfährt man hier zum erstenmal.
Kennte der Armseelige das Leben und den Geschäftslauf, Handschrift so
würde er wissen, daß der scheinbare Bankerott, ihn wirklich
5mit Tochter und Familie zum echten gestürzt hätte. Hr. Wiesel
ist der Einzige im Stück der das merkt, und richtig gezeichnet
ist.

  b.) Die Wiener in Berlin. Liederposse in einem Aufzuge
von Holtei.

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  Die Versing war wieder eine unübertreffliche Kathi.
Jede Ader Feuer, jede Sehne Kraft. Man kann dem Dichter,
der solche Leute hat, um seine an sich mittelmäßigen Handschrift Werke
herrlich zu machen, nur Glück wünschen. — Hr. Euling
hatte eine so täuschende, trefflich angepaßte weiße Perücke
15auf, als ich noch nie gesehen. Auch spielte er gut, hätte nur
etwas mehr wienerisch (Wi-enh nennt man dort zu Haus die
Stadt) seine Worte betonen sollen. — Eugen schien steif und
befangen. — Die Louise von Schlingen und die
Dörthe waren liebenswürdig, und die Babet, Handschrift Dem. Ste-
20phany, war ausgezeichnet gut. So lange ich sie auf dem hiesigen
Theater sah, hat diese Dame noch keine Rolle, ob dieselbe
jugendlich oder ältlich gespielt werden mußte, irgend
verdorben.

Grabbe.Handschrift 
2535.
Handschrift Stadt-Theater.

  Sonntag, den 1. Mai: Der Blaubart. Dramatisches
Mährchen von L. Tieck. Für die Darstellung in drei Aufzügen
eingerichtet von Immermann. Die Ouvertüre und
30die zur Handlung gehörige Musik ist von J. Rietz.

  Viele Thoren wähnen das Recensiren heiße: schimpfen wollen.
Sie könnten manchem Mann, der nur aus reinem Interesse
für die Kunst sich dann und wann mit der Kritik abgibt, die
Sache verleiden. Dießmal beweis' ich den Vernünftigen, daß
35Recension und Schelten nicht immer einerlei sind.

  Eine so vollendete Vorstellung als die gestrige sieht man
zu dermaliger Zeit nur in Düsseldorf. Unendliche