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Nr. 617, siehe GAA, Bd. VI, S. 248nothumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Düsseldorf) an Carl Georg Schreiner (Düsseldorf)
Brief


  1.) Ausl. p. 422. Darin ist

  „Rindvieh, wenngleich nicht in so großer Menge, doch zum
eignen Bedarf hinreichend vorhanden.“

  Wahrheit.

15  p. 426. Dummheit, denn

  China liefert der Bucharei keine Silberbarren, so wenig
wie irgend einem Lande.

  Irving läuft dem Cooper in die Prairien nach. Bald sehen
wir ihn in Ostindien. Er kann nicht dichten, ohne es mit
20eignen blöden Augen auswendig zu lernen. Ist kein Fernsichtiger.


  2.) Inl. Wir belauschten einmal einen Fähnrich, der Abends
auf dem Hausflur (bekanntlich) [auf] ein Judenmädchen loslegte,
und hörten folgenden Dialog:

25  Das Judm. Eppes höchter, höchter, Herr Fähndrich!

  Fähnrich. Na! geht's nun?

  Das Judm. (sehr zärtlich:) Ach — Sau — Sau — —

          (Das Sau soll heißen so.)

  3.) Wieder Ausl.

30  Schriftstellerei der Russ. von Dahl scheint gut.

  Narren: Die Eskim. u. Grönl. sind Kamtschadalen, die
Indianer Norweger, die Mexikaner Carthager, die Peruaner
Tyrer. Die Ochsen! Und Amerika soll so alt als Europa
seyn! Hornvieh! Dieses den Anden angeschwemmte Land ist
35unterm Aequator noch immer nässer und kälter als Afrika,
Brasiliens Ostküste (nach Europa hin gerechnet) ist nur 2—300
Fuß überm Meer. Es bepißt sich noch mit seinen Strömen, wie
ein neugeborenes Kind. Teufel komm und hole das Schweinezeug.

[GAA, Bd. VI, S. 249]

 


Dummheit und Unwissenheit sind schlimmer als alles,
weil diese beiden Damen alles Schlechte aus sich machen lassen.

  Meint denn das Vieh, England wüßte nicht, daß Afrika
für einen Marinestaat, der Ostindien hat, eine leichte, und
5doch so werthvolle Waare ist?

  Mit der Beschreibung der Stadt Rom vom Hrn. Bunsen
und Co-Ochsen geht's auf dem letzten Loch. Cotta pfeift zu
viel. Ich wußt's gleich.

  Einen Planen von Rachel's cunnus hätt' ich gern.

10  4.) Litteraturblatt. Ist gut, weil's die Oper auch vornimmt.

  pag. 164 nun hat Taugenichts den Koran edirt. Taugenichts
verdient Rüffel, wegen der Druckfehler die in seinen, sit
venia verbo Stereotypen stehen. Er und Herr Schäfer, dessen
Tochter röthliches Haar hat.

15  Nr. 42 mir zum Theil aus dem Herzen gewachsen. Girardin
kenn' ich. Lump. O du mein großes Vaterland! Der letzte
Kaiser ist auch todt, und dieß Ereigniß — wird Journalzeug.

  Barbarossa. Du,

Tyrol, Du Oesterreich, ihr steht um mich in Blut —

20Fallt nicht — am Fuß des Harzes, wo

Der Löwe wandelt, gibt's ein edler Schlachtfeld.

  So lautet die Passage ohngefähr.

  Ritter über Asien. Dummes Zeug. Geographie ist mein Fach.
Ritter ist an Asien gescheitert. Ich hab's prophezeit. Africa
25ließ sich einfach nehmen, Asien ist ihm zu bunt, so gut wie
jonische Philosophie.

  5.) Litter. Unterh. Wer kann all das dumme Zeug
herausschmieren? Die Berichte aus Athen beweisen, daß man
wieder — Eulen dahinschickt. Und p. 503: „Die Kameele
30versetzen mich ganz in den Orient.“ Wer p. 504 auf den
beiden wohlberittenen Damen gesessen, möcht' ich wissen.

  Nr. 125 wenn Raumer alle Bewegungen zur Zeit
Ludw. 14. schildert, wird er doch endlich ein historischer
Schweinigel, was immer mehr ist als seine Geschichtsbekleisterei.
35Würmchen.

  Commentiren p. 523 die Löwen und — — endlich nicht
auch die unzüchtige Bewegung, welche Mepisto im 1 Thl. von
Goethe's Faust macht?

  Bei mir ist's Grundsatz, auch das Elende in und außer mir
40kennen zu lernen, sonst kann man das Edle nicht davon wegläutern,
sonst hätt' ich die Litt. Unt. nicht ausgelesen. —

[GAA, Bd. VI, S. 250]

 


Unterleibsbeschwerden, 2te Aufl. 9 pp. „Wenn
der Kerl nur nicht zu dick ist“, sagen die Mädchen.

  6.) Freimüthige. Ulrich von Hutten war 25 Jahre
venerisch. Hat den Freimüth., da er immer darin steht, wohl
5angesteckt.

  Schön, Schneller ist verreckt.

  7.) Elegantchen. Alles ekelhaft. Bei den so interessanten
Briefen aus Finnland weiß ich nicht, ob das Volk, die
Finnen, oder ob Schweinefinnen darin angedeutet sind. Dann
10sänken aber die Säue im Preis.

  Nun les' ich den Tacitus, der mir ein Aristokrat, aber auch
ein großer Geist ist, und wollte, daß Runkel mich besuchte.
Er weiß mich im Hofgarten gut zu führen. Oder sagen Sie
der Betty ob ich ihn bei Ihnen, heut Nachmittag 3 Uhr treffen
15kann.

Ich,?

  Da hätt' ich die Wiener Modezeitung (ich hätte beinah
Moderzeitung geschrieben) fast vergessen, aber

  8.) sie taugt nichts und Saphir arbeitet für sie, wird deshalb
20darin gelobt, oder thut's selbst.

[Düsseldorf, erste Junihälfte 1835.]

 


617.

H: Hat sich im Besitze Ferdinand Freiligraths befunden und ist
nach dessen Tode nach den USA verkauft worden. Vorher hat
Gotthilf Weisstein eine Abschrift nehmen können, auf die D zurückgeht.

E: Nicht bekannt.
T: Gegenw. S. 252.
T1: WBl IV 589—90. (Nach dem damals noch im Besitze Freiligrathk
befindlichen Original.)
D: WGr IV 465—68, als Nr 226.

S. 250, Z. 2: ist“] ist D

[Bd. b6, S. 591]

 



S. 248, Z. 11—14: Ausl. p 422 [usw.]: „Ausland“ Nr 105—
109. 15.—19. April: „Einiges über die Bucharey. Nach glaubwürdigen
russischen Quellen mitgetheilt vom Legationsrath Tietz.“ In
Nr 106 vom 16. April steht S. 422: „Rindvieh ist, wenn gleich
nicht in so großer Menge [wie die Schafe], doch zum eigenen Bedarf
hinreichend vorhanden.“
S. 248, Z. 15—17: p 426. Dummheit [usw.] In Nr 107 vom
17. April beginnt in demselben Aufsatze die S. 426 mit den Worten:
„China liefert der Bucharei: Thee, Silberbarren, [...]“.
  Grabbe ist mit seiner Behauptung, China exportiere weder nach
der Bucharei, noch nach einem anderen Lande Silberbarren, nicht
im Recht. Vgl. vor allem das von ihm benutzte „Taschenbuch der
Reisen“ von Eberhard August Wilhelm Zimmermann, Jg. 8, 2. Abt.
(1809), wo es S. 168—69 heißt: „Ihr [der Bucharen] Handel mit
den Chinesen wird in der kleinen Bucharey selbst geführt, [...]
Sie tauschen gegen Pferde, Esel und Schafe, Rhabarber und Silber
ein.“ Ferner: Hugh Murray, John Crawford, Peter Gordon, Thomas
Lynn, William Wallace and Gilbert Burnell, „An historical and
descriptive account of China“ Vol. III (Edinburgh u. London 1836),
S. 60, wo über die in den Jahren 1830, 1833 und 1834 aus China
ausgeführten beträchtlichen Silbermengen zahlenmäßige Angaben gemacht
werden; Heinrich Berghaus, „Allgemeine Länder- und Völkerkunde.
Nebst einem Abriß der physikalischen Erdbeschreibung“ Bd.
3 (Stuttgart, Hoffmann 1838), wo in dem Abschnitt „Wirklicher Ertrag
der Gold- und Silberbergwerke, um das Jahr 1835“ auf S. 536
die Art des von China in den Verkehr mit den Europäern gebrachten
Silbers genauer beschrieben wird; „Meyer's Conversations-Lexicon
“ Bd 6 (Hildburghausen [usw.], Bibliograph. Institut 1843),
S. 313, wo (übrigens in wörtlicher Anlehnung an die in Frage stehende
Stelle des Tietzschen Beerichts) unter den Waren, die China der
Bucharei liefert, auch Silberbarren genannt werden; ebenda Bd 7,
2. Abt. (1845), wo sich S. 262 die Angabe findet, daß im Jahre
1833 über Kanton Gold- und Silberbarren im Werte von insgesamt
4826755 spanischen Talern aus China ausgeführt worden seien.
S. 248, Z. 18—21: Irving läuft dem Cooper [usw.]: Ebenda Nr
106—07. 16. u. 17. April: „Die Prärien. Eine Skizze aus dem
westlichen Amerika.1 ([Dazu die Anmerkung:] 1) Aus dem so eben
[i. e. 1835 bei John Murray] in London erschienenen: [Miscellanies.
No I. Containing] A Tour on the Prairies. By the
Author of the „Sketch Book“ (W.[ashington] Irving). [...])“ Der
Aufsatz schildert eine Begegnung mit Indianern und eine Jagd auf
wilde Bienen.
S. 248, Z. 25: Eppes: Eine durch Assimilation entstandene, im
schweizerischen, alemannischen, österreichischen, bayrischen und wetterauischen
Volksdialekte gebrauchte Form von 'Etwas'.
S. 248, Z. 29 f.: 3.) Wieder Ausl. [usw.]: Ebenda Nr 111—15.
21.—25. April: „Ueber die Schriftstellerei des russischen Volks. Von
Dr. W. F. Dahl, einem Russen.“ Der Verfasser bespricht, nach einer
Einleitung über die Volkssprache der Russen, eine Reihe von Beispielen
aus dem Gebiete der volkstümlichen Mal- und Dichtkunst.
S. 248, Z. 31—33: Narren: Die Eskim. u. Grönl. [usw.]: Ebenda
Nr 107. 17. April: S. 425. „Verhältniß der Indianer zum Staate

[Bd. b6, S. 592]

 


von Chili.“ Nr 114—17. 24.—27. April. „Nordamerikanische Indianer.
“ Die Ansicht, daß die mexikanische Kultur karthagischen
Ursprungs sei, äußert Grabbe auch im Briefe an Immermann vom
17. Dezember 1834. Vgl. Verweis zum Kommentar S. 115, Z. 17—23.
S. 248, Z. 33—38: Und Amerika soll so alt als Europa seyn
[usw.]: Ebenda Nr 108—12. 18.—22. April: „Bemerkungen über
Brasilien. (Aus der Schrift: three years in the Pacific [= J.[ohn]
N. Reynolds, „Voyage of the United States Frigate Potomac, under
the command of commodore John Downes, during the circumnavigation
of the globe, in the years 1831, 1832, 1833, and 1834; including
a particular account of the engagement at Quallah-Battoo, on
the coast of Sumatra; with all the official documents relating to
the same.“ Fourth Edition. New-York, Harper & Brothers 1835].)“
Einer der ersten Sätze des Anfangs lautet: „Bei klarem Wetter sieht
man das Land hoch sich erheben hinter der Bay [Maranbaya, 68
M. östlich von Rio-Janeiro], welche sich leicht gegen die Einfahrt
des Hafens hin krümmt.“ Gleich nachher wird der „1300' hoch
an der linken Seite der Hafenmündung“ sich erhebende Pao de
Açucar erwähnt. (S. 429.)
  Eine Stelle, an der gesagt wäre, Amerika sei so alt wie Europa,
ist in diesem Zusammenhang nicht zu finden.
S. 249, Z. 3—5: Meint denn das Vieh [usw.]: Auf welche Angabe
in den Journalen diese Bemerkung sich bezieht, hat nicht ermittelt
werden können.
S. 249, Z. 6—8: Mit der Beschreibung der Stadt Rom [usw.]:
Im „Kunst-Blatt“ Nr 31 vom 16. April kündigt auf S. 124 die
Cottasche Verlagshandlung die zweite Abteilung des zweiten Bandes
der „Beschreibung der Stadt Rom von Ernst Platner, C.[arl]
Bunsen, E.[duard] Gerhard und W.[ilhelm] Röstell“ an.
S. 249, Z. 9: Einen Planen [usw.]: Vgl. dazu Grabbes Brief Verweis zum Kommentar Nr.
614.
S. 249, Z. 9: cunnus: Scham.
S. 249, Z. 10: 4.) Litteraturblatt [usw.]: „Literatur-Blatt“ Nr
40—41. 17. u. 20. April: Rezension über „Opern und Singspiele.
Von August Lewald.“ Sie beginnt mit den Worten: „Schlimmer als
in allen andern Gattungen theatralischer Dichtung sieht es in diesem
Augenblicke bei uns mit der Oper aus. Während Franzosen und
Engländer unsere Musik vergöttern und mit einer kokettirenden
Begeisterung davon sprechen, begnügen wir uns mit dem, was ein
Heer von schlechten Uebersetzern uns aus Frankreich und Italien
zuführt.“ Lewald beklagt sich sodann vor allem über die schlechten
Opernbücher, deren Verfasser entweder nicht wüßten, worauf
es dabei ankomme, oder sich an etwas schon Dagewesenes anklammerten,
das Erfolg gehabt habe. Den Tiefstand des Opernwesens
überhaupt führt er darauf zurück, daß das Publikum kein Urteil,
und deshalb Mozart lange verkannt habe und Beethoven mit Abneigung
begegnet sei, während es Opern wie die „Zauberflöte“, das
„Donauweibchen“ [von Ferdinand Kauer], die „Schweizerfamilie“
[von Joseph Weigl] und den „Freischütz“ nebst dem ganzen Heer
von Nachahmungen mit Beifall aufgenommen habe, dabei nur seinem
eingeborenen Geschmacke folgend, der erstens auf das Geheimnisvolle,
zweitens auf das Volkstümliche, d. h. eine Mischung von

[Bd. b6, S. 593]

 


sentimentalem Zauberwesen und grellpossenhaften Elementen, drittens
auf das Weinerliche, viertens endlich auf alles dies zusammen,
mit Ausnahme des Possenhaften, in höchster Potenz gerichtet sei.
Zum Schlusse werden elf Vaudevilles und Operntexte sehr abfällig
kritisiert.
S. 249, Z. 11—14: pag. 164 nun hat Taugenichts [usw.]: Ebenda
Nr. 41 findet sich S. 164, im Anschluß an den in der vorangehenden
Anmerkung genannten Aufsatz, unter der Überschrift: „Eine
neue Ausgabe des Koran“ eine kurze, lobende Rezension des folgenden
Werkes: „Corani textus arabicus, ad fidem librorum manuscriptorum
et impressorum etc. recensuit indicesque addidit Dr. Gustavus
Fluegel. Lipsiae, typis et sumtibus Tauchnitii, 1834“. — Wer
mit Herrn Schäfer und dessen Tochter gemeint ist, vermag der
Bearbeiter nicht zu sagen.
S. 249, Z. 15 f.: Nr. 42 mir zum Theil [usw.]: Ebenda Nr 42.
24. April: Die Nummer beginnt mit der Rezension der „Notices
politiques et littéraires sur l'Allemagne, par M. Saint-Marc Girardin.
Paris, Prevost-Crocius, 1835.“ Der Rezensent tadelt zunächst
mit ein paar einleitenden Worten, daß der Deutsche zu gutmütig und
tolerant und deshalb allzu geneigt sei, Verdienste des Gegners anzuerkennen,
insbesondere aber über ihren Vorzügen das Unrecht zu
vergessen, das die Franzosen uns zugefügt hätten. Von diesem Standpunkte
aus muß er gestehen, daß das Buch ihm mißbehagt habe,
trotzdem in ihm die Deutschen sehr gelobt und zu dauernder Freundschaft
mit den Franzosen aufs herzlichste eingeladen würden. „Das
Lob dieser reisenden Franzosen,“ so fährt er begründend fort, „die,
ohne unsere Sprache zu verstehen, flüchtig von Hauptstadt zu
Hauptstadt eilen, sich von französisch-redenden Deutschen bekomplimentiren
lassen und hier und da ihr Durcheinander von Notizen
aufschnappen“ (S. 165), scheine ihm sehr wenig wert zu sein. Ja,
er finde in diesen französischen Entdeckungsreisen, bei denen wir
entweder die Rolle eines soeben erst entdeckten wilden Volkes oder
die eines altertümlichen, längst untergegangenen Kulturvolkes spielten,
etwas ungemein Beleidigendes für unsern Nationalstolz. Seit Jahrhunderten
hätten wir, oftmals sehr zu unserm Schaden, mit dem
französischen Nachbarn Bekanntschaft machen müssen, jetzt aber
täte dieser, als habe er soeben erst unser Vorhandensein bemerkt.
Wenn daher, gleich auf der ersten Seite, Herr Saint-Marc Girardin
uns seiner Liebe versichere, so hätten wir allen Grund, dagegen
mißtrauisch zu sein. zumal sie keineswegs ohne Eigennutz geboten
werde. Im übrigen sei sein Werk ohne Logik und Konsequenz, vielmehr
ein ziemlich inhaltarmer Misch-Masch unzusammenhängender
Notizen.
S. 249, Z. 16 f.: Der letzte Kaiser ist auch todt [usw.]: Im „Morgenblatt“
Nr 92 vom 17. April findet sich auf S. 367 folgendes
Sonnett:
        Als Kaiser Franz II. starb. 1835.
        Gott rief dich, Franz! Schon birgt das enge Haus
        Den lezten deutschen Kaiser, der als Bild
        Und Siegel bess'rer Zeiten, stark und mild,
        Feststand in der Empörung irrem Graus.

[Bd. b6, S. 594]

 


        Mit blut'gem Frevel, gift'gem Wortgebraus
        Im harten Kampf, zogst du, so oft es gilt,
        Des guten Rechts, der alten Sitte Schild,
        Ein vielgeprüfter treuer Eckart aus.
        Da kommt der Tod. Und mit prophet'schem Wort,
        Mit Weisheitslehren und der Liebe Flehn
        Wirst du der Zukunft selbst ein sichrer Hort;
        Wirst sterbend noch den Völkern, Fürsten Lehrer,
        Und, weil mit tück'scher Scham die Feinde sehn
        Der Tugend Macht, auch noch das Reiches Mehrer.
S. 249, Z. 18—22: Barbarossa. Du [usw.]: Siehe Bd 2, Verweis zum Kommentar S. 58,
Z. 35—38.
S. 249, Z. 23—28: Ritter über Asien [usw.]: „Literatur-Blatt“
Nr 44. 29. April: Die Nummer beginnt mit der Rezension der
„Erdkunde von Asien von Karl Ritter. Zweiter und dritter Band.
Dritter und vierter Theil der allgemeinen Erdkunde. Zweite stark
vermehrte Ausgabe. Berlin, Reimer, 1833 und 1834“. Sie fängt an
mit den Worten: „Wie ein ungeheures, aus den ewigen Gebirgen
abgesprengtes Felsstück von Konglomerat liegt dieses riesenhafte Werk
in der Sandfläche der Literatur da. Nur deutscher Fleiß vermochte
diese unermeßliche Mannichfaltigkeit von Notizen zu bewältigen
und zusammenzuzwingen. Es gehört eine ganz eigenthümliche Ausdauer
und noch mehr Resignation dazu, einen solchen Torso zu
entwerfen, der unendliche Mühe kostet und von dem man doch
weiß, daß man ihn nicht vollenden kann.“ Es wird dann ausgeführt,
daß Ritter bereits vor der zweiten Auflage zu den wichtigsten
Umarbeitungen und Zusätzen genötigt gewesen sei, jene aber gleichwohl
schon bald von der mit Riesenschritten voraneilenden Forschung
überholt sein werde und ihm dann nur das bescheidene
Verdienst bleibe, in das ungeheure, „in bunter Verwirrung daliegende
“ Material eine klare Ordnung gebracht zu haben.
S. 249, Z. 27—29: 5.) Litter. Unterh. [usw.]: „Blätter
für literarische Unterhaltung“ Nr 122. 2. Mai. S. 503—04: „Correspondenznachrichten.
Athen, 15. März 1835. [Unterz.:] 129.“ Der
Verfasser schildert den Gesamteindruck, den Athen in seinem jetzigen
Zustande mache, und die Umgestaltung, die es durch den Beginn
der neuen Regentschaft erfahre. S. 503 erzählt er, daß den
Güterverkehr zwischen Stadt und Piräus eine Karawane von Kamelen
und Maultieren vermittle, und fährt fort: „Die Kameele und
das Costum der Griechen versetzen mich hier ganz in den Orient.
Ich ergänze die Illusion vollständig durch die noch stehenden Mescheen
und Minarets, durch die Derwischgräber, die türkischen Bäder
und arabischen Cisternen, die man überall sieht, wo der Osmane
seinen Fuß hinsetzte.“ — S. 504 berichtet er von der Begegnung
mit „zwei wohlberittenen Damen“.
S. 249, Z. 32—35: Nr. 125 wenn Raumer [usw.]: Ebenda
Nr 125—28. 5.—8. Mai: Rezension der „Geschichte Europas seit dem
Ende des 15. Jahrhunderts von Friedrich von Raumer. Vierter Band.
Leipzig, Brockhaus. 1834“. Von 84. Ihr zweiter Abschnitt beginnt

[Bd. b6, S. 595]

 


mit den Worten: „Der dritte Abschnitt enthält die Geschichte der
Bewegungen während der Minderjährigkeit Ludwig XIV., Mazarin's
Ministerium, die Unruhen der Fronde.“ (S. 513.)
S. 249, Z. 36—38: Commentiren p. 523 die Löwen [usw.]: Ebenda
Nr 127—28. 7. u. 8. Mai: „Ueber den zweiten Theil des 'Faust'
von Göthe. Dritter Brief an einen Freund.“ Von 1. Es ist die
Besprechung zweier Erläuterungsschriften zum „Faust“. Über die
erste, den „Commentar zum zweiten Theile des Göthe'schen Faust
von C.[arl] Löwe. [...] Berlin, Logier. 1834“ heißt es, kurz nach
Beginn des Briefes: „Es ist ein Commentar, wie wir deren so viele
zu den alten Schriftstellern besitzen, in welchen die Verfasser Wörter
und Sachen erklären, ohne den Sinn und Geist aufzuschließen,
oder auch nur in Folge und Zusammenhang zu reden, ein fortlaufender
Commentar, auch mit dem Nebenbegriffe, den Witzlinge
an das Prädicat fortlaufend angeknüpft haben. Dazu enthält
er manches Falsche und noch mehr Unnützes; [...] Doch ist das
Buch nicht ohne Nutzen“.
  Die unzüchtige Bewegung [usw.]: gemeint ist die „unanständige
Gebärde“, die Mephistopheles in der Hexenküche (nach Vers 2513
der Sophien-Ausgabe) macht und in der Szene „Wald und Höhle“
(nach Vers 3291) wiederholt. Die Faust-Kommentatoren konnten in
der Tat umso weniger an einer Deutung dieser Geste vorübergehen,
als über deren Art, vom Sinne einmal ganz abgesehen, mannigfache
Auffassungen möglich sind.
S. 250, Z. 1 f.: Unterleibsbeschwerden [usw.]: Eine
Erwähnung dieser Schrift ist weder in den „Blättern für literarische
Unterhaltung“, noch in den anderen Zeitschriften während des in
Betracht kommenden Zeitraumes enthalten. Es handelt sich fraglos
um die folgende: „Sichere Hülfe für alle Diejenigen, welche an
Unterleibsbeschwerden und schlechter Verdauung leiden. Nebst den
nötigen Recepten. Von einem praktischen Arzte.“ (Nach der Ankündigung
der zweiten Auflage in Nr. 2 des „Intelligenzblattes der
Zeitung für die elegante Welt“ vom 31. Januar 1835, S. [3.])
S. 250, Z. 3—5: Freimüthige. Ulrich von Hutten [usw.]:
Der Kopf einer jeden Nummer des „Freimüthigen“ ist mit dem in
Holzschnitt ausgeführten Porträt Ulrichs von Hutten geschmückt. Die
Zahl „25“ ist selbstverständlich zu hoch gegriffen. Denn da Hutten
im Jahre 1523 ungeheilt starb, so müßte, wenn Grabbe recht hätte,
die Infektion ins Jahr 1498 fallen, also in sein zehntes Lebensjahr.
In Wahrheit dürfte wohl der früheste Termin die Zeit nach seiner
Flucht aus dem Stift Fulda im Sommer 1505 sein. David Friedrich
Strauß meint in seiner Hutten-Biographie (4.—6. Stereotyp-Aufl.
Bonn, Strauß 1895) auf S. 236, Anm. 2, der Anfang der Krankheit
falle in das Jahr 1508 oder 9, wo Hutten in Leipzig oder schon
auf seiner Reise nach dem Norden begriffen war.
S. 250, Z. 6: Schön, Schneller ist verreckt: „Der Freimüthige“ Nr
82—83. 25. u. 27. April: „Julius Schneller und Anton Prokesch,
Ritter von Osten.“ Der erste Satz lautet: „Zu der biographischen
Skizze von Julius Schneller, dem im Jahre 1833 in Freiburg im Breisgau
verstorbenen Professor der Philosophie an dortiger Universität,
enthält der 'Briefwechsel zwischen Julius Schneller und seinem Pflegesohne
Prokesch, [auf Antrag und zum Besten seiner Familie] herausgegeben

[Bd. b6, S. 596]

 


von E.[rnst] Münch [ = Julius Schneller's hinterlassene
Werke Bd 2] (Leipzig und Stuttgart, J.[ohann] Scheible's Verlags-Expedition,
1834) interessante Beiträge und manche charakterisirende
Winke.“ (S. 329.)
S. 250, Z. 7—10: 7.) Elegantchen. Alles ekelhaft [usw.]:
„Zeitung für die elegante Welt“ Nr 69—88. 6. April bis 5. Mai:
„Briefe während einer Reise nach Finnland und Petersburg. (Mitgetheilt
durch A.[ugust] v. B.[inzer])“
S. 250, Z. 13: Hofgarten: Der schönste unter den Spazierwegen
Düsseldorfs.
S. 250, Z. 17—20: Da hätt' ich die Wiener Modezeitung [usw.]:
Grabbe meint nicht die gewöhnlich als „Wiener Modenzeitung“
zitierte „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode“,
herausgegeben von Johann Schickh, sondern die von Bäuerle redigierte,
damals gleichfalls in Wien erscheinende „Allgemeine Theaterzeitung
und Originalblatt für Kunst, Literatur, Musik, Mode und
geselliges Leben“, deren Hauptmitarbeiter Moriz Gottlieb Saphir
wurde, nachdem er im Jahre 1834 nach Wien gekommen war. —
„Theaterzeitung“ Nr 80. 23. April. S. 320: „M.G. Saphir's musikalisch
-declamatorische Akademie nebst humoristischer Vorlesung.
[Unterz.:] D.R.“ Die Besprechung der Saphirschen Veranstaltung
durch Franz Carl Weidmann ist enthalten in Nr 84 vom 28. April,
S. 325, und voll hohen Lobes.