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Nr. 720, siehe GAA, Bd. VI, S. 349thumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Louise Christiane Grabbe (Detmold)
Brief

            Handschrift Frau!

  Ueber-Morgen früh, Schlag neun Uhr, zieh' ich in
mein Haus. Vorerst denk' ich mein altes Zimmer nebst Schlafkammer,
beide parterre, zu wählen. Ich hoffe sie mit allen
30Möbeln so in Stande zu finden als sie waren. Den Doppelschlüssel
zu dem Zimmer, wovon unter andrem der Sergeant
Schulz vielleicht zu sagen weiß, Handschrift bitt' ich mir auch neben dem
Hauptschlüssel aus. Hast Du mehr Doppelschlüssel, so begehre
ich alle, um sie zu vernichten. Einen Hausschlüssel (Du hast
352, wo nicht mehr) verlang' ich gleichfalls. Ueber-Morgen früh
halb 9 Uhr hat Sophie bei mir zu erscheinen, oder sie ist
übermorgen Mittag 12 Uhr außer Diensten. Warum Handschrift Du
gestern das Publicum aufzuregen geschienen und den Pedell
Priester vielleicht hast rufen lassen, begreif' ich nicht. Es wird

[GAA, Bd. VI, S. 350]

 


wohl nicht von Dir herrühren. Ein Ehemann kann übrigens
in sein Haus treten. Ich that Dir dabei nichts zu Leide. —
Sey klug. Bedenke unser Interesse ist gemeinsam. Handle
nicht dagegen. Ich werde Dich nie verletzen. Fremde Rathgeber
5nützen wenig.

Detmold den 24 Juli 1836.

Christian Dietrich Grabb[e.]

[Adresse:] Handschrift An die Frau Auditeurin Grabbe Wohlgeboren in
Detmold.

 


720.

H: Doppelbl. in 40; 3 S., Adresse auf S. 4. An der linken unteren
Ecke des zweiten Blattes ist ein Stück Papier herausgerissen, auf dem
sich gleichfalls Text befunden hat.
F: GrA
D: WGr IV 503, als Nr 268.

S. 349, Z. 27: Ueber-Morgen] zuerst Morgen daraus Ueber-Morgen
H Ebenso Z. 35 und 37.
S. 350, Z. 7: Grabb[e.]] Der Brief ist an dieser Ecke mit Textverlust
beschädigt.

S. 349, Z. 30 f.: Den Doppelschlüssel zu dem Zimmer [usw.]: Siehe
dazu Verweis zum Kommentar S. 62, Z. 1.
S. 349, Z. 37—39: Warum Du gestern das Publicum aufzuregen
geschienen [usw.]: Die Vorgänge bei Grabbes erstem Betreten des
Clostermeierschen Hauses werden Glaubw. S. 462—63 geschildert.
S. 349, Z. 38 f.: den Pedell Priester: Polizeipedell Friedrich Wilhelm
P., geboren am 28. Febr. 1795 als Sohn des Kammerboten
Henrich Adolf P. in Detmold, gestorben ebenda am 27. Nov. 1836
an der Auszehrung.