| [GAA, Bd. IV, S. 181] Die Wirthshausscene im 3. Act ist die lustigste im Stück. Wäre sie ein bischen heiterer und umsichtiger benutzt worden, mehr avec darauf gelegt, konnte sie eine brillante Folie gegen das Uebrige werden.5 Allein, wer kann ein großer Schauspieler seyn, wo der Poet nichts taugt? Iffland konnte Waldgrün und Jägerleben schildern, begann gut und wird nach einigen Minuten ein Schwätzer, wie sein Pastor. Amtmann von Zeck ist Holzschneiderei gewöhnlicher Dramatiker. 10Solche Spitzbuben, mit ihrem Gewerbsgepräg auf der Stirn, gibt's nur bei den Poeten, nicht in der Welt, wo sich die Leute besser verstellen, sich auch nicht zweimal in das Haus ihres Feindes rufen und darin insultiren lassen. Hr. Dölle that das Möglichste, die Production zu vermenschlichen. 15Grabbe. 13. Stadt-Theater. Montag, den 11. Jan.: 1.) [Zum Erstenmale:] Lüge 20und Wahrheit. Lustspiel in 4 Aufzügen [von Amalie, Herzogin zu Sachsen]. Der Theaterzettel enthält des Verfassers Namen nicht, wofür derselbe der Direction dankbar seyn muß, denn so Langweiliges und Nichtssagendes ist seit 10 Jahren von den Theaterlampen 25noch nicht beschienen worden, was heut zu Tag und Nacht viel sagt. Im Theater vernahm ich: eine sächsische Prinzeß hätte das Stück verfertigt (nu, der mag's hingeh'n, es wäre in deren Verhältnissen ohngefähr wie eine in Mußestunden verfehlte Stickerei), und nachher hör' ich ein Kaufmann 30sey der Autor. Letzteres ist wahrscheinlich, denn angebrachte Waare war's. Das Stück: ein Mädchen lügt. Diese Lüge bringt den Vater der Person in's Unglück. Man hält ihn nämlich nach der Aussage der Tochter für bankerott. Die hat es aber so nicht 35gemeint, sondern bloß den ihr unangenehmen Liebhaber sich vom Hals schaffen, und den rechten Geliebten haben wollen. Der Verstoßene thut edel, das Gerücht wegen des Bankerotts |
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