Christian Dietrich Grabbe (Frankfurt a. M.) an Karl Leberecht Immermann (Düsseldorf)
Brief
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Hochgeehrter Freund! Ich komme. Binnen wenigen Tagen bin ich da. Meine Menschenkenntniß betrog mich nicht. Ich hielt Sie für ernst, fest und treu, nach Ihren Werken, nach Ihrem Gesicht. Hinter 5solchen Mauern wohnt grade der Edelsinn. Mit dem Stübchen und 6—7 Thaler monatlich bin ich zufrieden. Nein, ich bin mehr als das, ich bin erfreut, und da entstehen jedesmal neue Ideen bei mir, fast Blumen unter'm Maischauer. Nämlich: Sie, Uechtriz und ich, sollten wir nicht nach Art der alten Engländer 10und der neuen Franzosen (Shakspeare und Johnson, Fletcher und Beaumont, Scribe und Consorten) gemeinschaftlich eine Comödie, oder gar Tragödie bilden können, worin jeder seine Partien und Charactere ausmalte, jedoch unter der Bedingung uns wechselseitig zu critisiren und auszubessern? 15Dieses Triumvirat würde gefallen, auch von Verlegern und vom Theater belohnt werden. — Dem Ernsten, was jeder für sich behalten will, oder eben so dem Komischen (was auch oft eine Maske, wohinter ein trauriges Gesicht steckt, ist) schadet's nicht. Es wird in der Stille desto [bes]ser ausgearbeitet, um 20zum Wetteifer mit dem Gemeinschaftlichen verglichen zu werden. Der Gr. Platen, Hochgeboren, haben mich auch angezapft, oder ich müßte mich sehr irren, wenn er in der jämmerlichen Ihrer und meiner Art nachgearbeiteten Liga von Cambray 25nicht bei den auf einmal vorwärts gehenden „Krabben“ meiner gedacht. Sie hätten ihm auch nicht antworten sollen, der Verseschmidt ist's nicht werth, jedoch sind Sie gerechtfertigt in dem Sonnett worin Preußens Leiden, Fahnen und Siege rollen. Da ist der Aerger ein Keim der besten Poesie geworden. 30Der Buchhändler Schreiner wird wohl mit meinem Hannibal zufrieden seyn. Ich kann ihm denselben aber nicht überschicken, weil ich keine Zeit habe, ihn abschreiben zu lassen. Ich bringe ihn mit. Schlecht muß er nicht seyn, quia mir 2 Scenen daraus gestohlen sind, und man stiehlt doch keine Kröten, sondern 35eher Gold. Frankfurt am Main, 28 Nov. 1834. Ihr Grabbe. [Adresse:] Sr Wohlgeboren dem Herrn Oberlandesgerichtsrath 40K. Immermann in Düsseldorf. Frei.
Christian Gottlieb ClostermeierNr. 154, 23. Januar 1828 — Fürstlich Lippische Regierung — Louise Clostermeier — Johann Karl August KestnerNr. 178, 28. März 1828 — Louise Christiane Clostermeier