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Nr. 688, siehe GAA, Bd. VI, S. 324thumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Düsseldorf) an Karl Leberecht Immermann (Düsseldorf)
Brief

                    Handschrift G. P. M.

  Für Ihren freimüthig-edlen Brief vom 25 d., den ich aber
erst eben zu Händen bekomme, dank' ich. Die gestrige Scene
20war unangenehm, und ich hütete mich soviel ich konnte, sie
zu steigern, und entschloß mich, wie immer, erst eine Nacht
zu verschlafen. Daß ich Ihnen Dank schuldig bin, weiß ich,
aber auch gleichfalls, daß ich nie etwas Arges gegen Sie gewollt
habe. Ueber das Repertoire haben Andere als ich geschrieen,
25ich habe nicht gewagt, über die verwickelten Vorfälle,
welche das Repertoire bedingen und es Manchem vielleicht
nicht genügend erscheinen ließen (vorzügl. wohl denen, die
am wenigsten seine Schwierigkeiten kennen) zu urtheilen, noch
über das Repertoire selbst. Vielmehr hab' ich in e[iner] Handschrift meiner
30letzten Recensionen ohngefähr gesagt, daß die Directionen
oft gezwungen wären, aus Mangel an Besserem etwas Gewöhnliches
zu nehmen. — Ich habe nie in Gast- oder Kaffeehäusern
über's Theater anders gesprochen als daß ich das
Gespräch zurückwies, und habe nur Beeking, La Comblette u.
35Schreiners Schwager besucht, seit Wochen auch die nicht
mehr. —

  Eine Recension des Richters von Zalamea hab' ich auch nicht
geschrieben, oder mein Name ist gemißbraucht. — Wenn ich

[GAA, Bd. VI, S. 325]

 


die Stücke recensirte, dachte ich nicht daran, daß das Sie
verletzen könnte, da ich hierbei Tiecks Grundsatz voraussetzte,
daß die Aufführung mittelmäßiger Productionen gar nicht
schadet, wenn nur die Darstellung, welche denn doch die
5Hauptsache für's Theater ist, gut geräth. — Nie habe ich in
den berufenen Kritiken eine Sylbe geschrieben, die nicht aus
meiner vielleicht oft unrichtigen Ueberzeugung geflossen wäre,
nie eine, die gegen die Verwaltung gerichtet seyn sollte.

  Die Situation, in die ich mich gestern versetzt sah, entschuldigt,
10wenn ich sagte, daß mir der Theaterbesuch gleichgültig
sey. Das ging aber nicht in specie auf das hiesige Theater,
sondern auf alle, und die Sache ist wahr. Nur grade das
Düsseld. Theater hat mir den Besuch wieder werther gemacht.
— Gestern in der Hitze vergaß ich, daß ich der Redaction
15des Fremdbltts noch einige Recensionen schuldig bin. Ich verspreche
Ihnen aber, dieselben so vorsichtig und so mit Berücksichtigung
der Verhältnisse abzufassen, daß sie Ihnen Freude
machen und den Zorn über die früheren in Vergessenheit
bringen sollen. Ich will sie Ihnen auch gern vor dem Druck
20zur Lecture und Berichtigung mittheilen, wenn Sie das verlangen.
Worunter mein Name nicht steht, dessen Verf. bin
ich nicht und werde ihn in Zu-

  Düss. 26 Febr. 35 [richtig: 36]. kunft so wenig Gehorsamst

                          kennen als bisher.
25                          Nur zu Anfang der Grabbe.
      Fremdbltts Recc. unterschrieb ich mich ein paarmal mit
      Zah[len.]

[Adresse:] Handschrift Sr Wohlgeboren dem Herrn Oberlandesgerichtsrath
Immermann allhier.

 

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  Ebene schließenChronologisch
   
1818Meyersche Hofbuchhandlung Nr. 22, 03. März 1818
1820Adolph Henrich Grabbe 
1822Christian Gottlieb Clostermeier Nr. 42, 01. März 1822 — Gotthelf Heinrich Jacobi Nr. 49, 21. November 1822 — Ludwig Tieck Nr. 51, 06. Dezember 1822 — Adolph Henrich Grabbe 
1823Adolph Henrich Grabbe  — Otto Carl August Ludwig Höpffner Nr. 62, 04. April 1823 — freunde Nr. 65, 24. April 1823 — Ludwig Christian Gustorf  — Karl Köchy Nr. 73, 24. Juli 1823 — Witwe Lohse Nr. 79, 23. November 1823
1824Karl Köchy Nr. 82, 16. Februar 1824 — Wilhelm Hermann Claepius Nr. 84, 01. März 1824 — Examinationskommission Nr. 86, 28. März 1824 — Fürstlich Lippische Regierung Nr. 87, 02. Juni 1824
1826Fürstlich Lippische Regierung Nr. 111, 14. November 1826 — Christian Gottlieb Clostermeier 
1827Christian Gottlieb Clostermeier Nr. 137, 07. November 1827 — Fürstlich Lippische Regierung 
1828Christian Gottlieb Clostermeier Nr. 154, 23. Januar 1828 — Fürstlich Lippische Regierung  — Johann Karl August Kestner Nr. 178, 28. März 1828 — Louise Clostermeier  — Louise Christiane Clostermeier 
1829Louise Christiane Clostermeier Nr. 233, 13. Juli 1829 — Fürstlich Lippische Regierung Nr. 252, 22. Dezember 1829
1831Fürst Leopold zur Lippe II. Nr. 298, 14. April 1831 — Fürstlich Lippische Regierung  — Louise Christiane Clostermeier Nr. 348, 29. Dezember 1831
1832Fürstlich Lippische Regierung  — Secondelieutenant Carl Wilhelm Runnenberg Nr. 365, 27. Juli 1832
1833Secondelieutenant Carl Wilhelm Runnenberg Nr. 370, 20. Januar 1833 — Wilhelm Arnold Eschenburg Nr. 378, 16. März 1833 — Johann Wilhelm von Hoffmann Nr. 379, 17. März 1833 — Louise Christiane Grabbe Nr. 387, 26. April 1833 — Fürstlich Lippische Regierung 
1834Fürst Leopold zur Lippe II. Nr. 423, 30. Januar 1834 — Fürstlich Lippische Regierung  — Louise Christiane Grabbe Nr. 476, 13. November 1834 — Karl Leberecht Immermann Nr. 481, 21. November 1834
1835Karl Leberecht Immermann  — Louise Christiane Grabbe  — Carl Georg Schreiner Nr. 648, 27. August 1835
1836Karl Leberecht Immermann Nr. 687, 25. Februar 1836 — Carl Georg Schreiner  — Moritz Leopold Petri Nr. 700, 05. May 1836 — Louise Christiane Grabbe  — Fürstlich Lippisches Konsistorium Nr. 728, 07. September 1836
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