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Nr. 477, siehe GAA, Bd. VI, S. 96nothumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Frankfurt a. M.) an Wolfgang Menzel (Stuttgart)
Brief

                    Herr Hofrath!

  Unterzeichneter (schlagen Sie um) wird Ihnen bekannt seyn.
— Er hat reich geheirathet (wie das kam, kann er nur mündlich
30sagen), aber an der Frau ein Genie bekommen, welches
ihn, will er nicht das Aeußerste thun, nöthigt dessen Glorie
nur aus der Ferne zu betrachten. Er ist zu stolz, etwas vom
ihm auch zukommenden Vermögen, ja selbst von seinem
Eingebrachten zu nehmen, behält zwar die Gewalt darüber
35sich vor, benutzt sie aber nur im äußersten Fall.

  Nun könnten Sie und die Cotta'sche Buchhandlung mir wohl
aus der Verlegenheit helfen. Mein hiesiger Verleger, dem ich
meine ersten Schriften geschenkt habe, will immer dieß und
das, hier soll geändert, da etwas niedergedrückt werden, und

[GAA, Bd. VI, S. 97]

 


das kann ich nicht. Wollt' er es selbst thun, wär's mir Eins.

  Die Cotta haben so manchem Unternehmen geholfen. Helfen
sie auch meinem. Ich habe einen Hannibal (Drama) fast fertig,
der meinem Napoleon gleichsteht. Ich kann in geschichtlichen
5Sachen (mein helfender Lehrer war mein Schwiegervater, Archivrath
Clostermeier, Verf. der Hermannsschlacht pp) Jedem
die Stirn bieten. Böttiger meinte Barbarossa's Provençale wäre
erfunden. Sie ist von Fr[iedrich] I selbst.

  Ich bitte a) mir umgehends Antwort zu schicken, —
10denn hier leb ich precair, — b) im interessanten Schwaben
mir unter erträglichen Bedingungen (18 Gr. des Tags und freie
Miethe würde wohl für's erste Jahr weil ich selbst Geld
habe, und 's nur meiner Mutter schenken will, sicher genügend
und genug seyn) Aufenthalt zu verschaffen, wogegen
15ich Dramen schreibe und überliefere; zwei versprech' ich in
6 Monaten, — auch soll dann Hr. Cotta, wenn er will, nicht
mehr verpflichtet seyn, — c) die Herr'n von Cotta thun das
vielleicht. Ich brauche nur Athem. Denn — vielleicht mehr
als Sie und ich denken, leist' ich. Ich bitte noch einmal,
20antworten Sie umgehends. Statt mit meiner Frau wieder
zusammenkommen zu müssen, schaffen Sie mir im äußersten
Fall eine Abschreiberstelle. Schwabens Thäler und Burgen entschädigen
einen Poeten.

  Im Morgenblatt und dem Literaturblatt pp. kann ich beizu
25sicher Viel leisten.

Ich bin ohne dumme Complimente, in Eile und doch stets
   / Ihr desto mehr Sie hochachtender
Frankfurt am Main den 15. Nov. 1834.    Grabbe.

  Adresse: An den Auditeur Grabbe in Frankfurt am
30Main, abzugeben in der Hermann'schen Buchhandlung daselbst.

 

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AFriedrich Althof Nr. 408, 12. Juli 1833
BObristleutnant Friedrich Adolph Böger Liste einblenden — Freimeister F. Brauns Nr. 308, 24. May 1831
CHeinrich Christian Albrecht Clemen Nr. 489, 13. Dezember 1834 — Christian Gottlieb Clostermeier Liste einblenden
EWilhelm Arnold Eschenburg Liste einblenden
FFürstlich Lippische Regierung Liste einblenden — Fürstlich Lippisches Konsistorium Liste einblenden — Fürstlich Lippisches Militärgericht Liste einblenden
GAdolph Henrich Grabbe Liste einblenden — Louise Christiane Grabbe Liste einblenden — Karl Friedrich Simon Groskopf Nr. 456, 28. April 1834
IKarl Leberecht Immermann Liste einblenden
KHenriette Kehde Nr. 401, 25. Juni 1833 — Georg Ferdinand Kettembeil Nr. 120, 28. April 1827
MMagistrat Nr. 393, 30. May 1833 — Christian von Meien Liste einblenden
PFürstin Paulina zur Lippe Nr. 17, 07. Februar 1818 — Wilhelm Piderit Nr. 412, 10. Oktober 1833
RLudwig Rötteken Nr. 414, 14. Oktober 1833
SCatharine Sagel Nr. 381, 25. März 1833 — Carl Georg Schreiner Liste einblenden — Jakob Stang Liste einblenden — Wilhelm Christian Ludwig Stedtfeld Nr. 303, 10. May 1831
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