Nr. 274, siehe GAA, Bd. V, S. 307 | 03. August 1830 | | Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Wolfgang Menzel (Stuttgart) | Brief | | | | Vorangehend: keine | Nachfolgend: |
| Hochgeehrter Herr Hofrath! Ich muß Ihnen Dank sagen für die Anerkennung, welche 35Sie mir in Ihren Recensionen gewähren, oder vielmehr ich muß das achten, und mein Gemüth oder was es sonst ist, zwingt [GAA, Bd. V, S. 308] mich, es Ihnen auszudrücken. Sie treffen scharf. Einiges, sey's Lob, sey's Tadel, scheint mir zwar nicht immer unwiderleglich. Aber urtheilt der Fremde am Ende über das Ich nicht besser als das Ich selbst, welches fast stets ein Ich-Ich ist? Und muß 5man daher bei so geistvollen Männern, wie Sie, die ich in ihren Arbeiten auch ohne Namensunterschrift oft erkannt habe, nicht zweifeln, ob das Ich-Ich Recht hat, ja sogar vermuthen, daß es Unrecht hat? Sie, mein hochgeehrter Herr, sind unter den Literatoren ein 10Character, — Ihnen wünschte ich eine Armee, — vielleicht bin ich in manchen Weltansichten (nicht eben in literarischen) sehr von Ihnen verschieden, — vielleicht wissen oder fühlen Sie das, — vielleicht liebe oder hasse ich da, wo Sie es umgekehrt machen, — aber Sie sind stark genug, Fremdes 15auch da anzuerkennen, wo es Ihnen vielleicht nicht fremd, sondern auch widerwärtig seyn mag. Gibt es aber Widerwärtiges? Wir betrachten die Kröte mit Ekel, — wie sieht sie aber vielleicht uns an? — Ach Gott, alles ist am Ende Eins. Wohl dem, der es einsieht. 20 Im Ernst: Folgen eines zerschmetterten Arms, Gicht, Biß eines tollen Hundes, der hoffentlich nicht schaden wird, weil Tollheit auf Tollheit wenig wirken kann, Blutspeien und Geschäftsdrang, lassen mich nicht mehr und besser schreiben als hier geschehen. Also seyen Sie fürerst mit meiner Hochachtung 25und meinem Dank zufrieden oder doch nicht ärgerlich darüber. Ich bitte. — In diesem Augenblick kommen hier Zeitungen von Paris an — die Stuarts von 1688? Charles war für Frankreich stets ein ominöser Name, Charl. der Dicke, V, IX p p. Detmold den 3ten Aug. 1830. | | Ew. Wohlgeboren ergebenster | | | Grabbe (Auditeur). |
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| | Briefauswahl | | | Briefe von Christian Dietrich Grabbe | | | Briefe an Christian Dietrich Grabbe | | | Briefe über Christian Dietrich Grabbe | | | | Nach Absendern | | | | A | Friedrich Althof Nr. 408, 12. Juli 1833 | B | Obristleutnant Friedrich Adolph Böger — Freimeister F. Brauns Nr. 308, 24. May 1831 | C | Heinrich Christian Albrecht Clemen Nr. 489, 13. Dezember 1834 — Christian Gottlieb Clostermeier | E | Wilhelm Arnold Eschenburg | F | Fürstlich Lippische Regierung — Fürstlich Lippisches Konsistorium — Fürstlich Lippisches Militärgericht | G | Adolph Henrich Grabbe — Louise Christiane Grabbe — Karl Friedrich Simon Groskopf Nr. 456, 28. April 1834 | I | Karl Leberecht Immermann | K | Henriette Kehde Nr. 401, 25. Juni 1833 — Georg Ferdinand Kettembeil Nr. 120, 28. April 1827 | M | Magistrat Nr. 393, 30. May 1833 — Christian von Meien | P | Fürstin Paulina zur Lippe Nr. 17, 07. Februar 1818 — Wilhelm Piderit Nr. 412, 10. Oktober 1833 | R | Ludwig Rötteken Nr. 414, 14. Oktober 1833 | S | Catharine Sagel Nr. 381, 25. März 1833 — Carl Georg Schreiner — Jakob Stang — Wilhelm Christian Ludwig Stedtfeld Nr. 303, 10. May 1831 |
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