Nr. 626, siehe GAA, Bd. VI, S. 257 | 22. Juni 1835 | | Christian Dietrich Grabbe (Düsseldorf) an Wolfgang Menzel (Stuttgart) | Brief | | | | Vorangehend: | Nachfolgend: |
| Hochgeehrtester Herr Hofrath! Anbei liegen Hannibal, Aschenbrödel und eine Abhandlung über das hiesige Theater. Die letztere scheint das hiesige Theater sehr hoch zu stellen, es ist aber wahr, es steht so 10hoch. Fragen Sie den ersten Schauspieler Deutschlands, der hier hat gastirt, Seydelmann, und er wird's bezeugen, besonders, wenn er bedenkt, wie seit seiner letzten Anwesenheit immer noch mehr an den Darstellern fortgezimmert worden. Immermann hat mich in der That vom Tode gerettet. Nicht 15wegen Noth eben, aber aus Mißmuth war ich lebenssatt. In beiliegenden Productionen sind vielleicht einige Äußerungen, die auffallen, besonders über constitutionelles Wesen. Aber ich gestehe, ich liebe Despotie eines Einzelnen, nicht Vieler. Und Rotteck, Zschokke, Wessenberg — sie sind alle 20halb, wissen nicht, daß sie sich selbst durchschneiden, und beide Enden verfaulen müssen. Ich schreibe jetzt Armin oder die Hermannsschlacht. Meine lippische Heimath soll drin seyn. Sie werden ein Dings über Bettinas Briefwechsel erhalten 25haben. Es ist von mir, aber gehört jetzt dem Dr. Runkel allhier, der es von mir geschenkt erhalten, aber verbessert hat. Es schadete nichts, würd' es im Literaturblatt abgedruckt, nur bitt' ich, ja meinen Namen nicht darunter zu setzen. Ein Narr hat viele andere, und Goethe hat's größte Gefolg. Es schadete 30dem Absatz meiner neueren Sachen. Mir wär' es sehr lieb, wenn im Literaturblatt der Hannibal, Aschenbr. und die Theaterabhandlung bald recensirt würden. p. 17, Z. 11 von oben ist in der Geschichte über das 35Düsseldorfer Theater das „nicht“ zu streichen. Leichtere Druckfehler erkennt man schon. Nach dem Armin will ich ein Lustspiel, Eulenspiegel, schreiben, [GAA, Bd. VI, S. 258] und dazu eine Tragödie: Alexander der Große. — Ein paar Zeilen Antwort? — — Düsseldorf, 22. Jun. 1835.Mit Hochachtung Ihr Grabbe. |
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