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[GAA, Bd. IV, S. 373]

 


daß sie, unvorsichtig benutzt, witzige Köpfe gar zum Travestiren
verleiten könnten: allein der weise Lehrer wird
hier seinen Schüler richtig leiten [...])“.

  Getreu seinem Rate, daß der Lehrer die Musterarbeiten
selbst verfertige, weil er nur so die Rücksicht nehmen könne,
welche sein Plan erfordere (a.a.O. S. 27), wird Falkmann
auch in diesem Falle das gegebene Stück selbst abgefaßt haben.
Höchstens, daß er sich dabei ein wenig durch eine Stelle in
Rousseaus „Emile“ hat anregen lassen, an die seine Schilderung
leicht anklingt 5). Dies Werk lag ja dem Pädagogen
besonders nahe.

  Vergleicht man die beiden Stücke miteinander, so bemerkt
man im ersten einen leichteren Ton (eine gefestigtere „Haltung“
, um einen Fachausdruck Falkmanns zu gebrauchen), eine
gesänftigtere, ausgeglichenere Stimmung. Dagegen ist Grabbes
Arbeit reich an Kontrasten, und einer Reihe von Beiworten,
die eine heitere, friedliche Stimmung ausdrücken, stehen Epitheta
gegenüber, die auf sie drücken und dem Bilde Schatten
hinzufügen, welche dem Muster fehlen. Man wird sich hüten
müssen, daraus allzu gewichtige Schlüsse auf die Eigenart des
jugendlichen Verfassers zu ziehen; so, als verrate sich darin
eine selbständige Auffassung, oder als sei hier keimhaft schon
seine spätere düstere, pessimistische Weltanschauung angedeutet.
Denn einmal war solcher Unterschied in hohem Grade
durch die Natur der Sache bedingt, und ferner weiß man
nicht, ob ihn nicht Falkmanns Andeutungen begünstigen
mußten.

1 Ziegler S. 15—18, 21.

2 Diese Angabe wird durch das mitgeteilte Fragment bestätigt.

3 „Poetische Versuche“, Göttingen, Vandenhöck & Ruprecht 1816.

4 Wilhelm Buchner, „Ferdinand Freiligrath. Ein Dichterleben in
Briefen“, Bd 1, Lahr, Schauenburg [1881], S. 20.

5 Gemeint ist die Stelle auf den ersten Seiten des dritten Buches:
„On le voit s'annoncer de loin par les trais de feu qu'il
lance [...]“ („Oeuvres“, T. 8, Paris, Lefèvre 1820, S. 320.)
2.
Titel des Königs der Birmanen
(S. 7)
1. Überlieferung
  Zu Grunde gelegt wurde:

  H: eigenhändige Niederschrift auf der zweiten Seite des hinteren
Vorsatzblattes des eigenen Exemplars von: Taschenbuch der Reisen,
oder unterhaltende Darstellung der Entdeckungen des 18ten Jahr-