| [GAA, Bd. IV, S. 74] 4.Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz. Herausgegeben von F.[riedrich] W.[ilhelm] Gubitz. Zwölfter Jahrgang. Berlin, 1828. In der Maurerschen Buchhandlung. 8tes 5Blatt. Montag den 14. Januar. (Ausgegeben: 12. Januar.) S. 43—44 (in der Beilage: Zeitung der Ereignisse und Ansichten). Detmold. Aus Westphalen ertönt selten eine Stimme im Auslande. Die hierländischen Tagesblätter tragen, bei einem 10oft körnigen, oft aber auch sehr trockenen Inhalt, ein Aeußeres, welches an sich genügt, ihre weitere Verbreitung zu hindern. Dies erstreckt sich bis Hannover; das dort erscheinende, sonst achtungswerthe „Hannoversche Magazin“ wird z. B. auf einem Papier gedruckt, dem man nur zu deutlich die Lumpen ansieht, 15aus denen es verfertigt ist. Wie kann eine Dame mit ihrer Hand ein solches Fabrikat berühren? Selbst einen Mann ergreift bei der Berührung zuweilen die Empfindung, als kratzte er an der Wand. — Eben darum ist es Pflicht, das Gute, welches wir besitzen, in den geleseneren Blättern des Auslandes 20bekannt zu machen, besonders wenn es zum Fach der Kunst gehört. Denn hinsichtlich der Kunst herrscht bei uns noch die Meinung vor, das rein Schöne bedeute wenig, wenn es nicht ein Anhängsel von physischem oder moralischem Nutzen mit sich führe; die echt göttliche Kraft, welche in der Idee des Schönen 25selbst liegt, erkennt nur ein scharfes Auge. Die Rose soll zugleich eine eß-[S. 43b]bare Kartoffel seyn, — das ist die Tendenz der moralisch-ökonomisch-ästhetischen Schule, und des aus ihr entsprossenen Pfleglings, des gewesenen Landpredigers Pustkuchen. — Zu dem künstlerisch Guten gehört bei uns die 30Schauspieler-Gesellschaft des thätigen und einsichtsvollen Hrn. Pichler (früher Direktor der Bühne zu Hannover). Diese Gesellschaft bildet das Detmolder Hoftheater, spielt aber einen Theil des Jahres auch in Münster, Osnabrück und Pyrmont. Referent kennt viele sehr bedeutende Bühnen aus langer Beobachtung, 35und kann von der hiesigen versichern, daß sie in Freud und Leid denselben wenig nachsteht. Etwas Ganzes findet sich kaum auf irgend einem deutschen Theater, man muß sich mit einzelnen erfreulichen Erscheinungen begnügen, und diese trifft man bei geringeren Bühnen oft besser und 40zahlreicher, als bei den größten Theatern. Bei diesen ersetzen |
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