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[GAA, Bd. IV, S. 177]

 


  2.) Bube und Dame, oder: schwache Seiten.
Lustspiel in 3 Aufzügen von Töpfer.

  An Herrn Töpfers schwachen Seiten hat Referent heut
Abend nur eine vollkommen gelungene düsseldorfer Vorstellung
5herausgefühlt, sofern diese bei des Verfassers Unnatürlichkeiten
möglich war. Weiberlaunen sind schlimm, aber gottlob!
nicht so albern wie dieser Mensch von Töpfer sie in
Handschrift seinem schlecht verglaseten Geschirr ineinander braut. Sämmtliche
Schauspieler thaten das Aeußerste, mit dem Ding davon
10zu kommen, ohne es zu zerbrechen, wobei in specie Herr
Jenke, Herr Euling, und Mad. Schenk und zwar
mit anerkennendem Lob zu erwähnen sind. Weiteres wär über
die Sache nicht zu sagen, fiel' Einem nicht noch die Mad.
Limbach ein, die von dem Autor gezwungen war, Handschrift eine
15seiner papiernen Thörinnen in's Leben zu rufen. Sie that's,
und mit einer Selbstaufopferung, welche man schätzen muß.

                                /
10.
Handschrift Stadt-Theater.

20
  Mittwoch, den 30. Dec.: Die Macht der Verhältnisse.
Trauerspiel in 5 Acten von Robert.

  Nichts ist einem gesunden Gemüth angenehmer als das Gute
anzuerkennen, und dazu gab der heutige Abend reichlich
Gelegenheit. Unser Theater schloß seinen Jahreslauf von 1835
25meisterhaft, und schwerlich thut's eine andere Bühne ihm in
einer derartigen Darstellung Handschrift nach. Jeder Schauspieler, keiner
ausgenommen, füllte seine Rolle, so daß man fast fürchtet,
die Wahrheit zu sagen, weil sie Schmeichelei scheinen könnte,
von welcher übrigens der Berichterstatter ziemlich fern ist, wie
30er anderswo genugsam bewiesen.

  Es gab einmal eine Zeit, wo die Macht der Verhältnisse
so war, wie L. Robert sie trocken, aber Handschrift richtig schildert. In
dem früheren vollen Maaß ist sie indeß nicht mehr da, sondern
es ward bereits viel davon ausgeschüttet. Unsere Schauspieler
35hielten jedoch fest an der Tendenz des Stücks und machten es
just dadurch zu einem echten Spiegelbilde vergangener Jahre.