| [GAA, Bd. IV, S. 213] 33. Stadt-Theater. Sonntag, den 17. April: Otto von Wittelsbach, Pfalzgraf in Baiern. Trauerspiel in 5 Aufzügen von 5Babo. Das Stück trägt die Spuren der guten alten Zeit, in welcher es geschaffen wurde. Diese Spuren, meinetwegen auch tiefeingewachsene Narben zu nennen, sind ehrenvoll, und die Klingen, mit denen vorzüglich Caspar der Thoringer und 10Goetz von Berlichingen sie ihm geschlagen haben, sind achtungswerth. Jetzt, wo ein Menschenkind wie Victor Hugo aus der Tragödie eine Farçe macht, kein menschliches Gemüth kennend, nur Effecte an- und auseinanderflickt, die keinen Ursprung haben als die Wunderlichkeiten seines Kopfes, müssen 15wir der Intendanz danken, daß sie uns zwar einmal etwas altes, doch immer Herzlicheres und Lebensfrischeres gab als uns häufig die neumodische pariser Poetenschule bietet. Die Heroen derselben suchen Corneilles, Raçines, Voltaires Denkmäler umzustürzen, haben ihnen indeß bis jetzt noch keinen 20Finger abgebrochen. Schon Frankreichs armseelige Sprache von nur 34_000 Worten, aus einem lateinisch-deutschen Mischmasch durch Kunst und Zufall erbaut, gestattet's nicht, weil sie aufgedrungen und nicht ursprünglich ist. Das heutige Stück wurde gut gegeben, ausgezeichnet nicht. 25— Hr. von Raumer schildert in seiner Geschichte der Hohenstaufen den König Philipp recht liebenswürdig, macht ihn zu einem häuslichen Mann, wohl weil er sich etwas zu vergeben glaubte, würde er nicht an seinen hohenstaufischen Helden zum Ritter. An seinen Hohenstaufen! Er lese erst nur 30all die Bücher nochmals nach, die er citirt hat, und wird finden: Philipp von Schwaben war 1.) Vormund seines Neffen des jungen Friedrich; 2.) obgleich dieser schon König und zum Kaiser bestimmt war, ließ Philipp auch Sich und das sogar zweimal als König krönen, aus purem Edelsinn, wie 35Stubengelehrte und Ofenhocker behaupten; und 3.) betrog Philipp den Wittelsbacher, benutzte ihn just so lang er seiner bedurfte, versprach ihm alles, selbst die Tochter, und gab ihm dann einen Uriasbrief nach Polen. So hat Babo die Sache aufgefaß't und so ist sie. |
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