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[GAA, Bd. II, S. 598]

 


haben scheine („Schriften“ Bd 10, Berlin 1828, S. 180); die Jüngeren
nannten ihn geradezu den „Wassermann“.
   Verweis zum Text S.278, Z.36: Fouqué: Friedrich Heinrich Karl, Baron de la
Motte Fouqué (1777—1843) hatte die Ritterdichtung des Mittel-
alters noch einmal zur Blüte gebracht und sich insbesondere mit
den Erzählungen „Undine“ (1811) und „Sintram und seine Gefähr-
ten“ (1814), mit den Ritterromanen „Der Zauberring“ (1813) und
„Die Fahrten Thiodolfs des Isländers“ (1815) sowie der dramati-
schen Trilogie „Der Held des Nordens“ (1810) die Gunst des
Publikums in hohem Maße erworben. Später wandte sie sich von
ihm ab, teils weil seine dichterischen Kräfte nachließen, teils auch,
weil das Zeitalter der Romantik mit seiner Schwärmerei für den
Feudalismus und das Ritterwesen früherer Jahrhunderte, mit seiner
Vorliebe für die phantastische Welt der Wunder und der Aben-
teuer vorüber war. Um dem Schicksale zu entgehen, vergessen zu
werden, ergab er sich nun einer schablonenmäßigen Vielschreiberei,
warf ein Jahr wie das andere seine Werke auf den Markt und
füllte die Almanache mit seinen Novellen, ohne zu bemerken, daß
sich die Leserwelt an ihnen übersättigt hatte, daß ein gewandelter
Geschmack andere Forderungen stellte, daß man allmählich über ihn
zu lächeln begann, der wie Don Quichote seine mittelalterlichen
Illusionen für bare Wirklichkeit nahm und mit seinem „absonder-
lichen christlichen Heidenthume“ schließlich alle Romantik ins Ge-
spött brachte. (Vgl. Joseph Freiherr von Eichendorff, „Geschichte
der poetischen Literatur Deutschlands“, Th, 2, 3. Aufl., Paderborn
1866, S. 142—43.)
  S. 278, Z. 41 — Verweis zum Text S.279, Z.1: Ludwig den Elften so trefflich
geschildert hat: Im „Quentin Durward“ (1823), einem Romane, der
die Feindschaft des französischen Königs mit Karl dem Kühnen
von Burgund zum geschichtlichen Hintergrunde hat.
   Verweis zum Text S.279, Z.8 f.: und einen gewissen Napoleon beurteilt hat, wie
der Ochs seinen Schlächter: In der neunbändigen Biographie „The
Life of Napoleon Buonaparte, Emperor of the French“ vom Jahre
1827, einem Werke, das der Schaffensperiode Scotts angehört, da
dieser sich durch die ungeheure, auf ihm ruhende Schuldenlast ge-
zwungen sah, rascher und deshalb weniger sorgfältig als früher zu
arbeiten. 1829 lagen von dem Buche bereits vier deutsche Über-
setzungen vor, die bei Brodhag in Stuttgart, Schumann in Zwickau,
Gerhard und Anhuth, beide in Danzig, erschienen waren; eine
fünfte (bei Hennings in Gotha) war im Entstehen.
   Verweis zum Text S.279, Z.20: Michael Beer: (1800—1833), der jüngere Bruder
des Komponisten Meyerbeer. Als Neunzehnjähriger erlebte er die
Aufführung seiner ersten Tragödie „Klytemnestra“ im Berliner
Schauspielhause. Sein Einakter „Der Paria“ (1823), der schmerz-
volle Aufschrei eines von der bürgerlichen Gesellschaft Geächteten
und mit Hinsicht auf die Stellung der Juden im damaligen Staate
geschrieben, stellt der, Haß und Rache fordernden Priestersatzung
das göttliche Gebot der Liebe und Duldung entgegen; das Trauer-
spiel „Struensee“ (1828) hat das tragische Schicksal des dänischen,
am 28. April 1772 als Majestätsverbrecher hingerichteten Staats-
und Kabinetsministers zum Gegenstande, der ein fremdes Volk mit