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[GAA, Bd. IV, S. 145]

 


naturgetreues Käthchen von Heilbronn), und die Dem. Blumauer
I. sind allerliebst, mitunter dadurch, daß sie in ihren
Rollen, die so viel Gelegenheit dazu geben, die gewöhnliche
Theatercoquetterie verschmähen. Und — es fällt mir eben
5ein, ich kann's nicht unterdrücken — das Nichtcoquettiren
ist die sicherste und beste Coquetterie. — Der Bassist Parrod,
Günther, mehr Bariton, Hoppe, Baß und Buffo,
Jenke, der in den komischen Partieen des Schauspiels wie
in den der Oper gleich gewandt, gleich heiter ist, ohne je
10gemein zu werden, und mehrere Andere verdienen
rühmliche Erwähnung. Parrod hat sich indeß noch auszubilden.
Da ihm die Stimme da ist, gilt's ihm nur Fleiß.

  Doch dieser Aufsatz will nur aufmerksam machen, nicht
alles erörtern. Daß aber auf das Gute und Große in der
15Kunst oft gezeigt werden muß, bevor die Menge es schätzt,
beweisen die anderthalb Jahrhunderte, in denen Shakspeares
und Miltons Werke todt lagen.
[S. 49] Erstdruck XII.
Schluß.

20 Während ich bis hieher geschrieben, hat mich die Wirklichkeit
übereilt. Immermanns Alexis (die Bojaren und das
Gericht von St. Petersburg) sind gegeben. Beide, wie sie sind,
aus Erz gegossen. Das Nähere über ihre Aufführung in einer
der Anlagen. Etwas aber muß ich zum drittenmal erwähnen,
25(aller guten Dinge sind drei) die Decoration, und zwar
die des Schiffs im 3ten Act der Bojaren. Ich war bange, daß
ich mit dem ganzen Theater davon führe, denn die ganze
Scene war durchweg Schiff, und der Rhein ist dicht hinter
unsrem Theatergebäude. Die Masten standen da, die Segel
30bauschten, Matrosen hingen im Takelwerk, Peter der Große
kam, wie er es gewiß in seinem Leben auch gethan und thun
mußte, aus der Cajüte gestiegen. — Der Effect war gewaltig.

  Gleichfalls sahen wir in den wenigen Tagen, worin diese
Abhandlung geschrieben, die Räuber, Zampa, aber die Jungfrau
35von Orleans, und — [S. 50] Erstdruck Tiecks Blaubart stehen
bevor. Letzterer ist fast schwerer aufzuführen als zu schreiben,