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GAA, Bd. II, S. 35 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 35]

 


Wie tolle Feldzüge sich enden! —
— Allein nachher — Wenn er zornatmend nun
Nach Deutschland heimkehrt — Hei, dann wird
Er nicht vergessen, und ich werde nicht
5Verzeihung flehn — Für ihn gilts Kampf dann um
Mein Leben, und für mich um seine Krone —
Erstdruck Zwei Kampfespreise, die einander wert sind!
                                 Mathildis,
Mathildis! Deutschlands Kaiserkrone würde
10Ein schöner Schmuck sein deines blonden Haares!
Vielleicht, daß diese Hand sie einst aufs Haupt
Dir drückt! Sie zittert schon vor Wollust!
Jordanus Truchseß, Graf von Orla, Albrecht von Roden, Graf
von Andechs und andere sächsische und baiersche Feldherrn
15 kommen
Heinrich der Löwe tritt unter sie
Vasallen, denkt ihr an die Heimat?
Graf von Orla
Kann man in diesem Land der List und Tücke,
20Von Sonnenglut gedörrt, verhunzt
Mit winzigen Olivenbäumen, und
Von süßem, ekelhaftem Weine voll,
An andres denken, als an deutsche Herzen,
An deutsche Eichen und des Rheinweins Rosen?
25Jordanus Truchsess
Orla! Vergiß mir nicht des Breihahns Mark
Und Schaum!
Heinrich der Löwe So freu dich Orla! denn wir ziehn
Noch heute zu der Heimat wieder!
30Erstdruck Graf von Orla, Jordanus Truchsess, Albrecht von
Roden und die übrigen sächsischen FeldherrnWie?
Zur Heimat? Ha, die Heimat! Wo die Weser —
Die Elbe — Nordmeer — Ostsee fluten, —
Vertraut mit uns, der Kindheit Spielgefährten!
35Wo Gattinnen gleich nach dem Sieg mit Küssen
Uns danken, wo den Slaven wir, den Hunden,
Die unser Eigentum verheeren wollen,
Gleich mit dem Speer entgegen treten
Und sie zu Boden werfen — Vaterland!
40Wir atmen wieder deine rauhe, aber
Gesunde, lebenskräftge, teure Luft!