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[GAA, Bd. II, S. 137]

 


Sechs Monat lang, so lang ich ferne bin,
Den Schattenkönig spielen! — Untersuch,
Ob auch die Krieger, welche ihn verfolgten,
Die Schuldigkeit getan.
5Diephold Gewiß so viel
Sie konnten. Aber es sind Deutsche! — Schlagen
Und trinken, in den Tod für dich sich stürzen,
Ist grade keine Kunst — Doch Spionieren
Verstehn sie schlecht. 's ist wahrlich schwer.
10Die Sarazenen da verstehen das schon besser.
Achmet Und hältst du das für eine Schande?
Diephold Nimmer —
Erstdruck Dem König dienen, und auf welche Art
Es sei, ist Ehre.
15Der Admiral König, du befahlst
Mit Schiffen Palästina zu umlagern,
Um Englands Richard aufzugreifen — Nicht
Mehr not tut das — Mir melden meine Kreuzer,
Daß er bei seiner Heimkehr, weit vom Südsturm
20Verschlagen, bei Triest gelandet ist.
König Heinrich
Triest? Der österreichschen Stadt? Vernimmst
Du es, Erzherzog? Es ist Gott mit deiner
Und mit des Reiches Ehre — Eile nach
25Der Heimat — Fang mit List und Mut ihn auf.
Erzherzog von Österreich
Ich eile hin und fodre ihn zum Zweikampf.
König Heinrich
Zweikampf ist rühmlich und nicht Strafe. Wenn
30Die Fürsten sich befehden, gilt es mehr
Als Ritterspiele. Nicht der Mann den Mann,
Das Land bestreitet da das Land, und nur
Sieg oder Frieden, die das eine schwächen,
Das andre mächtger machen, sind das Ziel.
35Der Richard hat in dir auch mich beleidigt,
Und mir gehört er so wie dir. Nicht tot
Erstdruck Will ich ihn haben, nein, er soll lebendig
In meinen Kerkern wohnen. Nichts nützt uns
Sein Tod — ein Fürst ist leicht ersetzt — Allein
40So lang er lebt, ists Englands Pflicht, sein Alles
Zu Opfern, um ihn zu befreien — Und