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[GAA, Bd. I, S. 562]

 


etc. etc. Italien und Frankreich sind die Länder, wo dergleichen
Künste blühen, und zu verschiedenen Zeiten beabsichtigte, gedeih-
liche Früchte getragen haben.“ (S. 191.) In der nun folgenden Ge-
schichte des Giftes wird von einer gewissen Toffana oder Toffania
berichtet, einem Weibe, das sich abwechselnd in Palermo und in
Neapel aufgehalten habe. „Sie verkaufte ihre Tropfen — welche
von ihr den Namen Aqua Toffania, Aqua della Toffana haben,
die aber auch oft Acquetta di Napoli, oder auch nur Acquetta ge-
nannt werden — so theuer wie möglich; gab sie oft aber auch,
weil sie gegen ihr Geschlecht besonders mitleidig war, Eheweibern,
die ihre Männer gern los seyn wollten, umsonst. Vier bis sechs
Tropfen waren hinreichend, einen Menschen zu tödten; doch konnte
man dieselben auch verdünnen, und deren Wirkung dadurch nach
und nach beentzwecken.“ Im Jahre 1709 sei die Obrigkeit hinter
ihre Giftmischerei gekommen und habe sie zur Strafe ziehen
wollen, sie aber sei von Kloster zu Kloster geflohen, wo sie Schutz
gefunden habe. Im Jahre 1730 solle sie zu Neapel, im Gefängnis
sitzend, noch gelebt haben, später aber vom Vizekönige, General
Thaun, der sich nicht um den geistlichen Schutz bekümmert habe,
festgenommen und hingerichtet worden sein. (S. 192—93.) Wie
schwankend die Angaben über die Geschichte des Giftes sind, zeigt
eine Stelle in der anonymen Rezension von Karl Renat. Müllers
„Handbuch der Technologie für die reifere Jugend und ihre
Freunde“ (2 Bde, Halberstadt 1796—97), die sich in No 143 der
„Allgemeinen Literatur-Zeitung“ vom 4. Mai 1799, Sp. 316—20,
findet und wo es heißt: „Die Aqua toffana wird nicht in Napoli,
wie Hr. M. (B. I. S. 8.) behauptet, sondern den Erkundigungen
zufolge, die wir deshalb eingezogen haben, in Perugia, im ehe-
maligen Kirchenstaate, und nur von einer Familie, verfertigt; die
Bereitungsart dieses Giftes ist immer noch ein Geheimniß, und das,
was hier davon angeführt wird (und aus [Johann Samuel] Halle's
Magie [4 Thle. Berlin 1784—86] entlehnt zu seyn scheint.) ist
nicht blos zweifelhaft, sondern vielmehr höchst unwahrscheinlich.“
Sp. 316—17.) Auch heute ist das Geheimnis, welches dieses Gift
umgibt, nicht gelüftet; die Ingredienzien, aus denen der Trank
bestand, sind noch immer unbekannt. Fachleute vermuten eine Auf-
lösung von kristallisiertem Arsenik, vermischt mit Blausäure, doch
sprechen verschiedene gewichtige Gründe gegen diese Meinung.
Verweis zum Text S.41, Z.16: Charybden: Nach der homerischen Mythologie war
die Charybdis ein Ungeheuer in einem Felsen des westlichen Meeres,
welches alles hinunterschlang, was sich seinem Munde näherte. In
der „Odyssee“ XII, 235 ff. wird von ihm erzählt. Mit der in der
Höhle einer gegenüberliegenden Felsklippe hausenden Skylla wurde
die Charybdis von den Alten in die sizilische Meerenge verlegt,
und zwar auf die sizilische Seite unter das Vorgebirge Peloron bei
Messene.
Verweis zum Text S.50, Z.31: Morawiese: Unweit von Upsala befand sich
eine ausgedehnte Ebene, welche Mora hieß. Auf ihr fanden Volks-
versammlungen statt; der Ort, wo dies geschah, war durch einige
Steine bezeichnet, die Morasteine genannt werden und Jahrhunderte
hindurch vom schwedischen Volke als Ehrdenkmäler betrachtet