| [GAA, Bd. II, S. 480] Clorinde Wahr ists! Sie müßte Schneidermamsell sein.Baronin Kurzsichtige! Ihr scherzt? Ihr merkt nicht, daß sie gar euch selbst schon bestochen? Sie ist nicht schön wie ihr, aber sie ist interessant. Schönheit schwindet bald, 5 oder wird gewöhnlich, das Interessante dagegen umrankt mit jeder Stunde mehr und mehr grade die Herzen, welche so unvorsichtig waren, anfangs nicht darauf zu achten. — Käme sie mit in eure Gesellschaften — kein halbes Jahr und ihr wärt von ihr ausgestochen. 10Clorinde und Louison sehen sich beide an, dann spöttisch Muter, bist doch zu bange!Baronin Da kommt sie. Olympia kommt, bescheiden, doch nicht schüchternClorinde Diese Girlande mir ums Kleid gefügt. 15Olympia gehorchtLouison Bist Du da noch nicht fertig? Mir das Haar geschei- telt, den Goldkamm mit Kristall hinein. Olympia, jetzt bei Clorinde fertig geworden, gehorcht Baronin Was blickst Du auf nach dem offnen Fenster? 20Olympia Wie lieblich knospet dort die Rose!Baronin Was kümmern Dich die Rosen?Olympia weiter flechtend Frühling, Schmuck Allüberall, nur nicht für mich. — Mutter, nur einmal laß mich frei ins Freie — 25O glaub, es ist ein traurig Los, einsam Wie ich in düstren Ahnensaal gebannt zu sein, Mit leeren Phantasien verfärbte Wände Bevölkernd! Zu Louison 30 Schwester, Du bist fertig, und Der Kamm steht hübsch.Clorinde Mein neuer Hut, was sagst Du von ihm, Aschenbrödel?Olympia Er ist zierlich, 35Doch —Clorinde Doch?Olympia Ich liebe nicht die blaue Farbe. Mit bleichem Schein entstellt sie leicht das Antlitz, Ein Hut von mildem Rot verschönt es aber. 40Clorinde spöttisch Die Beobachterin!Louison Die Farbe meines weißen Gewandes gefällt Dir |
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