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[GAA, Bd. V, S. 89]

 


in Leipzig, Berlin und Braunschweig Buchhändler-Geschäfte
für mich und Tieck abzumachen und bin nun sechs Wochen
beinahe ununterbrochen in Leipzig liegen geblieben. Dazu
verleitete mich theils ein gewisser Buchhändler Hartmann,
5theils eine allzugroße Anhänglichkeit an Leipzig, theils der
Rath Blümmer, welcher mich des Abends zu sich einlud, auch
die Gesellschaft meiner frühern Bekannten ect war Mitursache
davon. Ihr könnt denken, daß ich von meinen
40 rthlrn. noch einige Thaler übrig habe, aber nichtsdestoweniger
10reicht es nicht hin, um hier das Logis und alles gehörig
zu bezahlen, noch viel weniger, um Euch zu besuchen,
was ich doch so gern möchte, da ich es kann, weil ich bis
in den September tief hinein, wo erst meine Gönner in Dresden
aus dem Bade zurückommen, ganz frei habe. Zwar könnte
15ich hier bei meinem Wirthe, meinen Landsleuten, meinen Bekannten
und Andren borgen, aber das mag ich nimmermehr
thun, und wenn ich nach Dresden schreiben wollte, so würden
die Leute daselbst, sich Handschrift gewaltig ärgern, daß ich stets in
Leipzig geblieben bin. Demnach bitte ich Euch mir ohngefähr
205 Louisd'or zu schicken oder auch mir zu leihen, wenn ich
das sagen darf; ich würde nur 3 Stück fodern, aber da ich jetzt
bis auf die Zurückunft Eures Briefes wenigstens 10 Tag warten
muß, so ersuche ich Euch um zwei mehr. Dann will ich
auch sofort von Leipzig abreisen, mich in Braunschweig nur
25ganz kurz, vielleicht nur einige Stunden, oder ½ Stunde
aufhalten, und Euch in die langentbehrten Arme stürzen.
Verzeihet meinen Fehler, ich bin noch zu jung. Auch kann
ich Euch wahrscheinlich etwas Gedrucktes mitbringen, da Tieck
jetzt Hand an meine Stücke gelegt hat und mir einen tüchtig
30bezahlenden Buchhändler zu verschaffen sucht. Wenn es möglich
wäre, so wünschte ich, daß Ihr den Brief mit dem Gelde
nicht auf der Detmolder Post abgäbt, sondern durch einen
sichern Mann in Herford oder Bielefeld darauf legen ließet,
— aber nein, es schadet nichts, die Detmolder dürfen wissen,
35daß Eltern ihrem Kinde was schicken, und ich bin auch doch
in einer so guten Lage, daß ich mich dieses augenblicklichen
kleinen Mangels nicht zu schämen brauche. Überdieß möchte
ein Fremder Euren Brief zu schlecht bestellen oder gar Handschrift unter-
schlagen, und um ein wenig Eile muß ich Euch doch ersuchen.
40— Ich bin heiter, frisch, froh, gesund und sehne mich innig,
einige Zeit bei Euch zu seyn. — Eben lädt mich ein leipziger