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GAA, Bd. I, S. 286 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 286]

 


Es wehen Glocken durch die Lüfte!
Pietro Herr,
Verzeihet, meine Tochter rappelt heute!
Leonardo Alter,
5Du irrst dich! Deine Tochter liebt seit gestern!
Handschrift Nannette Weh!
Pietro Was ist?
Nannette Die Nadel hier — sie stach
Mir in den Finger — er blutet —
10Leonardo Laß mich ihn
Aussaugen!
Nannette Ha, der Unbarmherzige!
Ich fühl es, wie er mir die Seele wegsaugt!
Handschrift Pietro Kinder,
15Es scheint mir, als wenn ihr euch kenntet!
Erstdruck Leonardo mit Nannetten vor ihm niedersinkend Gib
Uns deinen Segen auf den Weg!
Pietro Den Weg?
Leonardo Wir wollen zu dem Pfarrer im Gebirge
20Und uns vor ihm vermählen —
Handschrift Indem er Nannettens Hand losläßt
Die Wonne tötet mich, — ich muß sie mäßgen!
Pietro Wenn du das ernstlich meintest, Graf, — wenn du
Mein Kind nicht wie 'ne Perle ansiehst, welche man
25Zum Schmuck ins Ohr hängt —
Leonardo Schweig! wenn sie nur winkt,
Handschrift So reiß ich mir das Herz heraus
Und drücke es als brennenden Rubin
In ihre Locken!
30Pietro Geht mit Gott — Ich bin
Ein Greis und ahne eine höhre Hand im Spiel:
Die letzte Sorge flieht von meinem Haupt
Erstdruck Und wie 'ne neue Morgenröte lächelt
Dies Brautrot meiner Tochter in
35Handschrift Den Abend meines Lebens! —
Leonardo und Nannette ab. Pietro blickt ihnen nach