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[GAA, Bd. I, S. 290]

 


Eusebia Nu, Kinderchen, das ist mein Sohn!
Handschrift Leonardo Seid uns
Gegrüßet, frommer Herr!
Erstdruck Pfarrer Ich danke euch.
5— Was wünschet ihr?
Leonardo Du sollst im Namen Gottes
'Nen Bund bestätigen, der schon geschlossen.
Pfarrer Sehr gerne heilige ich Hände,
Handschrift Die sich so weich und innig, wie die eurigen
10Verknüpfen. — Doch zuerst, und wärs auch bloß
Um meine Mutter zu beruhigen,
Nehmt freundlich an, was wir euch gastlich bieten, —
Kommt, laßt euch mit uns nieder!
Sie setzen sich um den Tisch und genießen Obst und Wein 15
Leonardo Wie's hier still ist,
Und doch so wohl — Man hört hier Handschrift nichts von dem
Getös des Tales?
Pfarrer Nur das Sonntagsläuten
Schallt bis zu uns herauf.
20Eusebia So seht doch, seht,
Erstdruck Wie zart die Jungfrau ist! Der Wein
Durchschimmert purpurn ihr den Hals!
Nannette wickelt ein Tuch darum O still!
Du irrest dich!
25Handschrift Leonardo Die unaussprechlich Holde!
Sie schämt sich ihrer Schönheit!
Pfarrer Das ists ja, was
Dem Marmor fehlt, — er wird nicht rot, wenn man
Ihn anrührt!
30Leonardo — Und ergreift Euch nie, Herr Pfarrer,
Die Sehnsucht nach der Welt?
Handschrift Pfarrer Warum?
Wir leben hier im Herrn zufrieden:
Die Mutter ist beglückt, wenn sie nur für
35Den vierzigjährgen Sohn noch stets so schafft
Wie einstens für den dreizehnjährgen Knaben;
Ich selber aber lese in der Bibel
Und in dem Buche der Natur.
Handschrift Erstdruck Leonardo Und dünkt dir
40Dein Los nicht allzu einsam?
Pfarrer Jeder hat