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GAA, Bd. I, S. 296 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 296]

 


Der Teure sein mag?
Erstdruck Alfredi tritt auf Rache, Rache für
Die Sterbende! Dort liegt sie an dem Hügel,
Die Hände blutig vom gewaltgen Ringen,
5Handschrift Den stolzen Nacken wie 'nen Fußschemel
Gebreitet, und die Locken wild verwirrt
Gleich dunklem Feuer, welches
Den Todesgöttern lodert!
                    Wie mag
10Der Schuft sie angefahren haben! —
                        Du da!
Wo finde ich den Grafen Leonardo?
Nannette Ich weiß nicht, Herr, — ich selber suche ihn
Handschrift Schon lange!
15Alfredi Hat er sich vor mir wohl gar
Versteckt?
Nannette Du bildest dir viel ein.
Alfredi Hoho,
Wer bist du? — Diesen Ring, den du
20Am Finger trägst, trug früher meine Schwester!
— Du bist doch nicht —
Erstdruck Nannette Ich bin die Gräfin. Faß
Handschrift Mich nicht so hart an!
Alfredi Zeig
25Mir dein verwünschtes Antlitz!
Indem er ihr den Hut herunterreißt
                    Himmel,
Was für ein Engelskopf! Mein Zorn
Wird feige vor der Schönheit! Nie
30Kann ich dich hassen!
Nannette Mensch, was willst du?
Alfredi Und dennoch,
Handschrift Wenn ich an meine Schwester denke, — welch
Ein andres Weib! Die Augen wie zwei Seelen,
35Die Wangen wie in ihrem Zauberlicht
Gereifte Früchte — — Und sie sollte
Um dieses albernen Figürchens willen,
Verwelken wie das Gras am Wege?
Nannette Hm, sei
40Sie auch weit schöner, ich bin doch geliebter!
Erstdruck Alfredi Und dafür auch gehaßter!