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GAA, Bd. I, S. 363 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 363]

 


Handschrift Die Kinder in Pannonien erzählen
Erstdruck Bei ihren Spielen sich die Kunde, wie
Ein wilder Kimber, um dich hinzurichten,
In dein Gefängnis trat, und du ihn mit
5Der Frage: „Sklav, du unterstehest dich
Den Cajus Marius zu töten?“ aus
Dem Kerker jagtest!
Marius Wie ich glaube, ging
Es ihm wie mir: Veronas Ebnen, wo
10Sein Volk durch mich ins Grab sank, mochten ihm
Einfallen!
Die Marianer Rom soll einfallen, damit
Handschrift Die Rettungsschlacht, woran die Sklaven denken,
Und die es selbst so schnöd vergessen hat,
15Ihm wieder einfällt!
Marius Die Minturner, bleich
Vor Schauder, führten mich zu dem Gestad
Der See, — ein Kahn nahm mich in seinen Schoß, —
Des Sturmwinds unsichtbarer Finger wies
20Mich nach den Trümmern von Karthago! Ha,
Da saß ich, und ein wütend Heimweh quoll
In meinem Herzen auf: bald wünscht ich Rom
Handschrift Erstdruck Mit meinen heißen Tränen zu entzünden,
Bald wünscht ich sehnsuchtsvoll es in den Arm
25Zu fassen und in der Umarmung, dicht
An meiner Brust, es zu zerdrücken!
Die Marianer Wir
Sind deine Arme, wir sind deine Tränen!
Wir werden es zerdrücken, und
30Wir werden es entzünden!
Der junge Marius Vater, sprich,
Was zauderst du mit dem Befehl zum Aufbruch?
Blick um dich her: die Fäuste sind geballt
Handschrift Gleich reif gewordnen Früchten, und wie beim
35Befruchtenden Gewitterregen sich die Saat
Aufrichtet, richten sich die Lanzen in
Die Höhe! Du bist zweiundsiebzig Jahr
Und kannst in jeglicher Minute sterben!
Carbo Ja, gib das Wort! laß die Drommeten tönen,
40Erfreu mit ihrem Hall, den du so lang
Entbehrt, dein Ohr! Gedenk an Hannibal;