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[GAA, Bd. I, S. 372]

 


Das hehre Los, durch unser Herzensblut
Sie rückzurufen, oder doch dadurch
Zu zeigen, daß wir ihrer würdig sind.
— Und nun seid einig unter euch. Verspart
5Den Streit auf Tage, wo ihr ihn bequemer
Ausfechten könnt. — Ich gehe vor die Mauern
Und liefere dem Marius die Schlacht,
Die, wißt es, wenn wir sie verlieren, uns
Vernichtet. — Crassus, folg mir. Merula
10Leb wohl und wahre hier den Frieden.
Erstdruck Merula Zeus
Geleite dich, mein Sohn! Die Götter brechen
Handschrift Dem Edlen niemals ihre Treue; sie
Bedürfens nicht; und der Gerechte siegt!
15Octavius mit Crassus und Gefolge geht ab
Dritte Szene
Straße in Rom
Saturninus und Flavius kommen an den Häusern geschlichen
Flavius Du bist zu wild, zu wütend. — Still — man hört
20 uns.
Saturninus Laß sie hören. Was kümmert mich das erbärm-
liche Gesindel! Verflucht sei das Volk, oder besser gesagt,
der Straßendreck! Vom Pöbel ermordet zu werden, ist mir
gleichgültig, aber es Handschrift ekelt mich, daß er mich antastet.
25 Verwünschtes Los, das mich zwingt, ihm zu dienen, mein
Werkzeug aus ihm zu machen. Ich möchte ihn Erstdruck lieber häupt-
lings in das gelbe Gewoge des Tibers stürzen.
FlaviusVergiß nicht, daß unsrem Leben Gefahr droht;
durch solche Ausbrüche verscherzest du nur mehr und mehr
30 alle Zuneigung.
SaturninusZuneigung, du Tor? Die verlang ich nicht!
Furcht, Furcht, das ist der einzige Gott der Menge! Wer
nicht selbst Macht besitzt, sie in Angst zu setzen, muß sich
auf fremde Schreckbilder berufen, auf den Marius, auf den
35 Sulla! O selig, selig diese Glücklichen, die den blinden
Haufen anspeien dürfen, weil sie ihn zu zermalmen ver-
mögen!