Das Christian-Dietrich-Grabbe-Portal
 
GAA, Bd. I, S. 435 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 435]

 


Ketten umwundenen Folianten, aus dem Verschluß, und legt
ihn auf den Tisch
                              Laß fliehen!
— Auf schlag ich es das Buch der Tiefe —
5Erstdruck Er schlägt den Höllenzwinger auf;
sogleich erlöscht das auf seinem Tische brennende Wachslicht
Was da? Erlöscht das irdsche Licht? Meinthalben!
Nichts konnt es bei zahllosen Nachtwachen,
Am Pulte überstanden, mir erhellen —
10— Ein andres ewges Licht, aus jenen Schachten,
Worin die Mittagssonne sich auf stets
Verdunkeln würde, ruf ich mir zu Diensten!
— Herauf, und leuchte mir!
An der Stelle, wo Fausts Licht erloschen ist, steigt eine glutrote
15 Flamme auf und leuchtet ihm während der ganzen folgenden
Szene. Faust faßt sich, wie schwindelnd, an die Stirne
                              Weh! Funken der Hölle!
Bin ich verloren?
                    Mut! Mut! vorwärts!
20In den Höllenzwinger blickend
                                
Schriftzüge! Ich, ich selbst wars, der sie malte —
Und jetzt! — Verwünscht, der Mensch erkennt nur
dann,
25Wann ers bereits getan hat, das was er
Getan, und Teufelshände
Sind öfters unsichtbar im Spiel! —
Wieder im Anschauen des Buches verloren
Erstdruck — Wie giftiges Gewürme windet, dreht
30Sichs hier — dazwischen schwefelhafter Schimmer!
— O Unheil und Verzweiflung! Was sind Tiger?
Was sind Alligatoren, Krokodile?
Nichts! nichts! 'Ne Albernheit, ein wahrer Spaß
Hiergegen! — Dampf umweht mich, den kein sterblich
35Gemüt erträgt!
Vom Buch auffahrend und in die Leere starrend
            Ich sehe sie: die Pforten
Der Hölle! Ehern, brennend heiß, — vom Feuer,
Das hinter ihnen lodert, hoch gerötet
40Gleich glühnden oder überschminkten Wangen
Der Jungfraun oder Huren! — Alles eins!