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GAA, Bd. I, S. 441 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. I, S. 441]

 


Des Alls verschlossen sind?
Der Ritter Es kommt die Stunde,
Wo dir der Donna Anna Busennadel
Weit mehr verschließt, als dir die Welt kann geben!
5Faust Hinweg! — die Welt durchgründet! —
                                 die Kuppe
Umstäubt von Sonnen, wie von Flocken Schnees,
Erhebt sich über uns der Äther — Dunkel
Und immer dunkler, ein schwarzfinstres Auge,
10Aus dem verborgne Tücke späht und droht,
Tut sich die Tiefe auf —
Erstdruck Der Ritter Sie tuts! — Du bebst?
Faust Was beben! Freude klopft in meiner Brust!
Umfasse mich! — Hinunter zu der Hölle — dann
15Zurück zu der Gestirne Höhen! — Hat
Die Tiefe festen Grund, so soll mein Fuß
Ihn treten, hat die Höhe freie Aussicht,
So soll mein Auge darin schwelgen!
Der Ritter Recht!
20Nur fürcht ich, daß dein Fuß am Grund
Der Tiefe schwankt, und daß dein Auge, bei
Der Aussicht von der Höhe, schwindelt.
Faust Wer war es, der die Pulse der Natur
Erst eben noch mir zeigen wollte?
25Der Ritter Doktor,
Ich war es! Doch bedenke, Menschlein, — nur
In Übergängen wirds dir ungefährlich,
Den Anblick der entschleierten Natur
Zu tragen. Wenn du da, wo im Gewühl
30Erstdruck Die Sonnen fliegen, die Kometen lodern,
Milchstraßen gleich Heerstraßen hin zum Thron
Der Geisterfürsten flammen, plötzlich einsam
Wirst wandeln, wird es, mit Vergunst zu sagen,
Dir ohngefähr ergehen, wie der Katze
35Im Regenwetter. Ängstlich wirst du laufen,
Mit trockner Pfote Obdach zu erreichen!
Du wirst mir leid tun.
Faust Durch den Staub der Bücher
Bin ich gekrochen, und bin nicht erstickt —
40Frei atm ich in der Glut des Firmaments!
— Dein Mitleid spar — ich mags nicht — hab ich Leid,