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[GAA, Bd. I, S. 477]

 


Am Fuß gefesselt zwar, doch nicht besiegt,
Die mit Verheerung stäubender Lauwinen
Das leiseste Geräusch, das sie im Traum
Zu stören wagt, bestrafen, — liegen da
5Die Alpen, — — blicke weiter: (meine Kunst
Reißt dir die Fern in den Gesichtskreis)
Dort zieht der Rhone hin, stolz auf Lyon,
Das sich in seiner Wellen Spiegel schmückt, —
Erstdruck — Dann öffnen sich die grünen Auen der
10Provence, voll von Lieb und von Gesange, —
Und dort, wo, um dein Auge nicht zu hemmen,
Der Pyrenäen Kett ich auseinander sprenge,
Erscheint Hispania, wollüstig in
Zwei Meeren seinen heißen Busen badend, —
15Und jene Türme, deren Spitzen, fast
Wie Wetterstrahlen nach den Wolken zucken,
Es sind die Türme deiner Vaterstadt,
Sevillas
Donna Anna Ach, Sevilla! Herrliches
20Und nie erloschnes Bild aus meiner Kindheit —
So seh ich dich jetzt wieder — Ja, du bists —
Der weiße Marmor dort in den Zypressen
Deckt meiner Mutter Grab! Ach meine Mutter!
Faust — Und alles dieses, Berg' und Länder, Ström
25Und Meere, schütt ich dir zu Füßen, ja
Selbst meine Tränen!
Donna Anna Zeigst du mir das Grab
Der Mutter, und du denkst, daß deine Zähren
Mich da noch rühren möchten!
30Erstdruck Faust Wahre dich
Vor meinen Tränen — Mürbe Felsen, vom
Gebirg zermalmend stürzend, sind sie!
Donna Anna Er
Ist wie ein Gott der Tiefen — Doch ich nenn
35Ihn bei dem Namen, womit er geboren.
Kühn wirds mich machen gegen ihn: — Mensch,
Gedenke an dein Weib und laß mich frei.
Faust Mein Weib? Wer hat dir das verraten?
Donna Anna Wüßt
40Ichs nicht schon, so verriet' es dein Erröten!
Faust Erröten! Ja, rot wird der Abend, wenn